Lourdes. Klar. Kennt jedes Kind. Und tatsächlich ist Lourdes heute der bekannteste Wallfahrtsort der Welt. Ob in Afrika, Asien oder Amerika – jeder kennt Lourdes. Doch tatsächlich ist Lourdes mit 6 Millionen Pilgern nur der drittgrößte Wallfahrtsort. Guadalupe (20 Mio) und Aparecida (8 Mio) sind an Zahl wesentlich bedeutender.
Lourdes selbst ist ein kleines Städtchen in den französischen Pyrenäen und zählt etwa 13.500 Einwohner. Tatsächlich befindet sich der Wallfahrtsort aber gar nicht in der Stadt, sondern ist ein „Heiliger Bezirk“, welcher vor der Stadt liegt und lediglich von Hotels umgeben ist. Der „Heilige Bezirk“ ist tatsächlich ein fester Begriff. Er umschreibt einen umzäunten Bereich, in welchem absolute Ruhe zu herrschen hat und umfasst die Grotte von Massabielle, die zweistöckige Basilika, die unterirdische Basilika Pius X., verschiedene Kapellen, die Bäder, ein Krankenhaus und den Prozessionsweg.
Unmittelbar neben der Grotte wurde 1871 die Mariä-Empfängnis-Basilika errichtet. Da diese bald schon nicht mehr ausreichte, wurde 1874 genau über dieser die Rosenkranzbasilika erbaut, welche 1.500 Personen fassen kann. Beide Kirchen stehen tatsächlich übereinander. Doch schon bald reichte auch dieser Gottesdienstort nicht mehr aus. So schuf man einen Kappelenkranz um die Basiliken herum. Das Besondere hierbei ist, dass lediglich der Altarraum überdacht ist. Die Gläubigen stehen im Freien. Und obwohl all diese Kapellen geradezu ineinander verlaufen, stören sich die Gruppen nicht gegenseitig. 1958 wurde unter dem Hauptplatz des „Heiligen Bezirks“ eine unterirdische Basilika für 25.000 Personen errichtet. Der damalige Nuntius und spätere Papst Johannes XXIII. weihte sie ein. Obwohl nicht mehr im eigentlichen „Heiligen Bezirk“ liegend, gehört auch die 1988 errichtete Kirche St. Bernadette dazu. Von zentraler Bedeutung sind zudem der Weg um den Bezirk, auf welchem täglich die Sakramentsprozession und am Abend die Lichterprozession stattfindet. Fast jeder kennt den Refrain und die Melodie, übertragen auf unzählige Kirchenlieder. In dem großen Badehaus können sich die Kranken im Wasser der Quelle waschen/baden, so wie es dem Wunsch der Gottesmutter entspricht.
Ganz unverkennbar ist Loures ein Wallfahrtsort für die Kranken, auf die hier alles ausgerichtet ist und die zu jeder Zeit im Mittelpunkt stehen. Doch wie ist es zu diesem einzigartigen Wallfahrtsort gekommen?
Alles begann im Jahre 1858. Damals ging die 14jährige Bernadette Soubirous, mit einigen Freundinnen, an diesen Ort zum Holz sammeln. Doch nur ihr alleine erschien an der Grotte von Massabielle die Gottesmutter. Diese Erscheinungen geschahen zwischen dem 11. Februar bis zum 16. Juli. Hierbei zeigte ihr die Gottesmutter die bis heute sprudelnde und heilkräftige Quelle. Von ihrem Pfarrer mit Argwohn betrachtet, änderte sich seine Gesinnung, als sich die Gottesmutter sich mit „Ich bin die unbefleckte Empfängnis.“ vorstellte. Von diesem Dogma konnte das kleine und ungebildete Mädchen nichts wissen. Ursprünglich von staatlichen und kirchlichen Behörden unterdrückt, kam in kürzester Zeit eine gewaltige Wallfahrt in Gang. Die Seherin selbst zog sich zurück und wurde Ordensschwester.
Während die Seherin an Tuberkulose erkrankte, geschah an der Quelle eine Heilung nach der Anderen. Bis heute sind von den Ärzten und Universitäten über 7.000 „unnatürliche“ Heilungen in Lourdes anerkannt worden, von denen die Kirche 70 als Wunder anerkannt hat.
Was ist das Besondere an Lourdes? Obwohl ein Marienwallfahrtsort, ist dieser Wallfahrtsort auf einzigartige Weise durch die heilige Eucharistie geprägt. Obwohl ein Ort für die Kranken, die auch stets die Mehrzahl der Pilger bilden, ist dies ein Ort der Freude und der Hoffnung. Man kann Rom als Tourist besuchen und als solcher verlassen, man kann Altötting als Tourist besuchen und als solcher wieder verlassen, Lourdes aber kann man nicht als solcher verlassen, als der man gekommen ist. Man kann es nicht beschreiben, man muss es erlebt haben.
Autor: P. Damian Hungs OT
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