Mittwoch, 10. Juli 2024

Der letzte Laie als Kardinal: Teodolfo Mertel

Kaum vorstellbar, aber im 19. Jahrhundert konnte ein Laie noch zum Kardinal aufsteigen. Es war erst Papst Johannes XXIII. der für die Kardinäle die Bischofsweihe vorsah.

Teodolfo Mertel war der Sohn eines Bayern aus Eglfing, der nach Italien ging und seit 1803 in Allumiere, unweit von Rom, lebte. Hier wurde am 9. Februar 1806 Teodolfo Mertel geboren, der erst die Schule der Kapuziner in Tolfa besuchte und anschließend das Seminar in Montefiascone. Doch Mertel wurde nicht Priester, sondern ging nach Rom, wo er an der Universität Sapienzia Jura studierte und 1828 zum Doktor beider Rechte (Dr. jur.utr.) promovierte.

Anschließend als Anwalt in seinem Heimatort tätig, berief ihn Papst Gregor XVI. 1831 an die Kurie und machte ihn zum Leiter einer juristischen Kongregation für den Kirchenstaat. Als solcher wurde er 1843 Präsident des Zivilgerichtshofs für den Kirchenstaat und, obwohl Laie, zum Prälaten erhoben. Auch Papst Pius IX. schätzte seine Fähigkeiten und ernannte Mertel 1847 zum Auditor der Sacra Rota. Seine Fähigkeit konnte er in den kommenden Zeiten der Revolution zeigen. Als Sekretär einer Kardinalskommission zur Erarbeitung eines Grundgesetzes für den Kirchenstaat eingesetzt, fertigte er ein solches über Nacht an. Ohne jede Veränderung setzte der Papst dieses in Kraft, womit Mertel der juristische Stern des Kirchenstaats wurde. 1853 von Papst Pius IX. zum Innenminister und Justizminister des Kirchenstaates ernannt.

Am 15. März 1858 zum Kardinal erhoben, lehnte er die Priesterweihe ab, erbat jedoch die Weihe zum Subdiakon, womit er dann auch zum Kleriker wurde. Nachdem er vom Papst selbst die Weihe erhalten hatte, wurde er durch diesen 1863 zum Ministerpräsidenten des Kirchenstaates ernannt. Auf dem 1. Vatikanischen Konzil als päpstlicher Senator anwesend, bemühte er sich um eine sehr klare Definiton des Unfehlbarkeitsdogmas, damit es hierbei zukünftig nicht zu einem Missbrauch kommen könne. Doch noch während des Konzils kam es zum Ende des Kirchenstaates, womit Mertel seine Position verlor. In seinem Testament setzte Papst Pius IX. ihn zu einem seiner drei Erben ein und machte ihn gleichzeitig zum Testamentsvollstrecker, als welcher er den Leichnam des verstorbenen Papstes in die Basilika San Lorenzo fuori le mura bewältigen musste. Eine schwierige Aufgabe und beinahe hätte man den Sarg des Papstes in den Tiber gestürtzt.

Als Papst Leo XIII. 1878 zum Papst gewählt wurde, war er es, der ihm in der Sixtinischen Kapelle die Tiara aufsetzte. Auch jetzt mit juristischen und diplomatischen Missionen beauftragt, zeigte er ein großes Interesse an archäologischen Ausgrabungen. Der Stifter von Taubstummen- und Behinderteneinrichtungen, welcher auch das Studium zahlreicher armer Priesteramtskandidaten finanzierte, wurde 1884 zum Vizekanzler der Kirche. Als er sich 1889 in den Ruhestand zurückzog, nahm er seinen letzten Wohnsitz in Alluminiere. Gehbehindert und weitgehend erblindet, pflegte er weiterhin Kontakte. Unter anderem zu seinem Freund Gregor Mendel, den wir alle aus dem Biologiebuch kennen. Als Mertel am 11. Juli 1899 in Alluminiere verstarb, war er das älteste Mitglied des Kardinalkollegiums.

(Autor: P. Damian Hungs OT / www.damian-hungs.de)   siehe auch: Kardinal Bonaparte

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