Adriaen Floriszoon Boeyens wurde am 2. März 1459 in Utrecht geboren. Sein Vater war der Schiffszimmermann Floris Boeyenszoon Dedel, der Name seiner Mutter war Geertruid, welche aus einer wohlhabenden Familie stammte. Geboren wurde er im Haus seines Großvaters Balduin.
Nachdem sein Vater 1469 verstorben war, gab ihn seine Mutter in das Kloster der Brüder vom gemeinsamen Leben in Zwolle. Hier fand er nicht nur seine erste wissenschaftliche Prägung, sondern wurde auch durch die Spiritualität der Devotia Moderna geprägt.
Seit 1476 studierte er an der Universität zu Löwen Philosophie, worin er 1478 einen Magister erwarb und anschließend das Studium der Theologie und des Kirchenrechts begann. 1490 erwarb er in der Theologie sein Lizenziat und ein Jahr später seinen Doktor. Weitere Interessen hatte Adriaen im Bereich der Mathematik.
Seit 1488 Vorlesungen in Philosophie haltend, wurde er am 30. Juni 1490 in Löwen zum Priester geweiht, er war Pfarrer des großen Beginenhofs in Löwen, wurde er 1493 Professor der Universität Löwen. An dieser war er auch von 1493 bis 1501 als Kanzler und 1493/94, wie auch 1501/02, als Rektor tätig. In dieser Zeit bemühte er sich auch um die Errichtung eines Theologenkonviktes. Auch war er ein regelmäßiger Predige, dem man jedoch einen trockenen Stil nachsagte.
Der gelehrte Mann, der auch Propst in Utrecht und Lüttich, wie auch Kanoniker in Antwerpen und Anderlecht war, war ein gesuchter Ratgeber und Gutachter. Margarethe von Österreich zog ihn 1509 als Berater an ihren Hof in Brüssel und Kaiser Maximilian machte ihn zum Lehrer seines Enkels, des späteren Kaisers Karl V., welchen er vor allem in den klassischen Sprachen unterrichtete.
Der gütige und pedantische Lehrer wurde 1516 nach Spanien gesandt, wo er den Herrschaftsantritt Karls als König vorbereitete und als dessen Ratgeber verblieb. Am 18. August 1516 zum Bischof von Tortosa ernannt, spendete ihm Diego de Ribera, Bischof von Segovia, noch im gleichen Jahr die Bischofsweihe. Seit November 1516 Generalinquisitor für Aragon und Navarra, übernahm er dieses Amt 1518 auch für Leon und Kastilien, wo er bereits Gouverneur war. Gemeinsam mit Kardinal Jimenez de Cisneros war er Statthalter für den abwesenden König. Als Cisneros 1517 verstarb, übte er dieses Amt alleine aus. Wie als Lehrer, so war er auch in seinen Staatsämter gewissenhaft und pedantisch, aber nicht besonders geschickt.
Papst Leo X. erhob ihn am 1. Juli 1517 zum Kardinal und machte ihn am 16. Juli 1517 zum Kardinalpriester von Ss. Giovanni e Paolo.
Obwohl er nicht an der Papstwahl teilnahm, wählten ihn die Kardinäle am 9. Januar 1522 zum Nachfolger von Papst Leo X. Obwohl er nicht der Wunschkandidat des Kaisers war, reisten einige Kardinäle nun nach Spanien und überbrachten ihm die Nachricht von seiner Papstwahl, die er am 8. März 1522 annahm. Am 25. August 1522 betrat er erstmals in Civitaveccia den Boden Italiens und wurde am 31. August 1522 gekrönt. Auch als Papst behielt er seinen Taufnahmen bei.
Die päpstliche Hofhaltung waren dem frommen und bescheidenen Hadrian VI. zutiefst zuwider und er begann sogleich mit ersten Reformen. Sein integrer Lebenswandel, seine Gelehrsamkeit und seine tiefe Frömmigkeit führten bald zu Spott.
Am 5. August 1523 erkrankte der Papst ernstlich an einem Fieber, dem er am 14. September 1523, um 14.00 Uhr, erlag.
Über das Leben des Papstes heißt es, dass er lange vor Tagesanbruch aufstehe um zu beten und dann wieder bis zum Morgengrauen zu Bett gehe. Nun zelebrierte er die Hl. Messe, wohnte der Hl. Messe seines Kaplans und widmete sich mehrere Stunden dem Gebet. Nach wenigen Audienzen widmet er sich dem Studium, wobei er sich noch die Zeit für einen Mittagsschlaf nahm. Hinter seinem Schlafzimmer befand sich ein Studierzimmer voller Bücher, in welchem er auch seine Audienzen abhielt. Seine alte Haushälterin, die aus den Niederlanden stammte, kochte für ihn und versorgte seinen Haushalt. Täglich gab er dem Hofmeister einen Dukaten aus seinem Privatvermögen, von welchem er das Essen für den kommenden Tag kaufen sollte. Zumeist nahm er Kalb- oder Rindfleisch, Hühnchen oder eine einfache Fischsuppe zu sich.
(Autor: P. Damian Hungs OT / www.damian-hungs.de)
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