In der Geschichte ist Wolsey vor allem als Lordkanzler und Stimme des Königs Heinrich VIII. von England bekannt. Doch tatsächlich war er mehr. Der Menschenkenner durchschaute den König rasch und wurde zu dessen politischem Einflüsterer. Doch wer war dieser Wolsey?
Geboren um 1475 in Ipswich, war er der Sohn eines Metzgers und gehörte damit eindeutig der bürgerlichen Unterschicht an. Der inteligente Wolsey studierte in Oxford Theologie und wurde 1498 durch den Bischof von Salisbury in Marlborough zum Priester geweiht. Er muss schnell Aufsehen erregt haben, denn er wurde der Kaplan des Erzbischofs von Canterbury. Als der Erzbischof 1503 verstarb, wurde Wolsey der Kaplan des Gouverneurs von Calais, der ihn zu König Heinrich VIII. von England sandte. Offensichtlich war er sehr geschickt, denn der König sandte ihn 1506 zu Kaiser Maximilian III. nach Brügge und machte ihn ein Jahr später zu seinem Hofkaplan. Drei Jahre später machte der König ihn nicht nur zum Dekan der Kathedralkapitel von Lincoln und Hereford, sondern auch zu seinem Almosenier. Als solcher hatte er weitreichende Befugnisse über die königlichen Finanzen. Seit 1510 Mitglied des Kronrates, promovierte er in diesem Jahr auch zum Doktor der Theologie. 1513 zum Bischof von Tournai, in Belgien, ernannt, wurde er schon ein Jahr später zugleich Bischof von Lincoln. Die Bischofsweihe empfing Wolsey am 26. März 1514 in Lambeth Palace. Als er ein Jahr später zum Erzbischof von York wurde, verzichtete er auf das Bistum Lincoln, während er erst 1518 auf das Bistum Tournai verzichtete. Überhaupt war 1515 das Jahr seiner Karriere, denn in diesem Jahr wurde er zudem von Papst Leo X. zum Kardinal, mit der Titelkirche Santa Cecilia in Trastevere, und vom König zum Lordkanzler ernannt. Da die übrigen Mitglieder des Thronrats keinen Emporkömmling akzeptieren wollten, traten sie geschlossen zurück. Damit lag nun alle Macht in den Händen Wolseys. Zudem ernannte ihn der Papst 1518 zum Legaten, mit einem Gehalt von 7.500 Gulden, und zum Administrator des Bistum Bath and Wells, was er bis 1523 blieb. Seine Macht nutzte er nicht nur politisch, sondern auch in seinem eigenen Interesse. So vereinigte er die Bistümer Durham und Winchester mit dem Erzbistum York, welchem er zudem die Abtei Saint Albans hinzufügte. Seine Einkünfte waren gewaltig, so dass er Hampton Court Palace errichten konnte. Seit 1521 lenkte er seine Politik mehr in die Richtung des Kaisers, der ihm nicht nur eine Jährliche Rente gewährte, sondern auch seine Unterstützung beim nächsten Konklave. Da Kaiser Karl V. aber seinen Zusagen nicht nachkam, bewegte sich die Politik des Kardinals ab 1525 auf Frankreich zu.
Der Stern des Kardinals sank, als er die Scheidung des Königs nicht erreichen konnte. Alle Schliche, und selbst das Geschenk des Hampton Court Palace, konnten ihm icht retten. Nachdem der König ihn 1529 als Lordkanzler entlassen hatte, musste er seinen prächtigen Palace of Whithall in Lonon verlassen und sich auf sein Landhaus in Esher zurückziehen. Seine Gegner, häufig Opfer seiner Amtsführung, gingen weiter. Und so verurteilte ihn das Parlament aufgrund von Machtmissbrauch zum Verlust seiner Pfründe und Besitzungen, wie auch zu einer unbefristeten Haftstrafe. Der König begnadigte ihn jedoch, hätte dies doch einen unschönen Anschein auf seine Amtsführung geworfen. Doch musste sich Wolsey nun in sein Bistum zurückziehen, wo er mit seiner Geliebten in Cawood Castle lebte. Im November 1530 erneut des Hochverrats angeklagt, sollte er zum Prozess nach London gebracht werden, verstarb aber bereits am 28. November in der Abtei Leicester, wo Station gemacht wurde. Hier fand er auch sein Grab.
Stets der Wissenschaft zugetan, gründete der Vater einer Tochter und eines Sohnes, mehrere Schulen und Colleges.
siehe auch: Antonio Vivaldi
(Autor: P. Damian Hungs OT / www.damian-hungs.de)
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