Liebe Schwestern und Brüder in Christus,
wir sind heute hier versammelt, um unsere Augen und Herzen auf ein besonderes Gnadenbild zu richten: Unsere Liebe Frau vom Deutschen Haus. Dieses Bild Mariens hat über Jahrhunderte hinweg unzählige Menschen bewegt, getröstet und näher zu Christus geführt. Es ist ein Zeichen der Zuwendung Gottes durch die Mutter seines Sohnes – ein Zeichen der Gnade.
1. Was ist ein Gnadenbild?
Ein Gnadenbild ist nicht einfach nur ein Kunstwerk. Es ist ein Ort, ein Bild, durch das Menschen Gottes Nähe in besonderer Weise erfahren. Gnadenbilder sind „Sakramentalien“ im weiteren Sinne – sie weisen über sich hinaus, sie laden zur Anbetung, zum Gebet, zur Umkehr ein. Das Bild selbst wirkt keine Wunder – aber durch den Glauben der Menschen und das Wirken Gottes kann es zu einem Ort werden, an dem Gnade geschieht.
Das Gnadenbild von Unserer Lieben Frau vom Deutschen Haus ist ein solches Zeichen. Die Kreuzfahrer, die Pilger und die Brüder des Deutschen Ordens verehrten Maria unter diesem Titel. Und Maria, die Mutter der Kirche, ließ ihre Nähe spüren – Trost im Leid, Schutz auf Reisen, Beistand in der Gefahr.
2. Maria – Mutter des Trostes
Wenn wir auf dieses Gnadenbild blicken, erkennen wir Maria nicht als ferne Königin, sondern als nahe Mutter. Sie trägt das Jesuskind – das Wort Gottes, das Fleisch geworden ist. In ihrem Gesicht liegt ein stiller Ernst, eine tiefe Liebe, eine Einladung: „Schau auf mich – ich führe dich zu ihm.“
Wie oft brauchen auch wir diese mütterliche Nähe. In einer Welt voller Ablenkung, Krisen, Angst und Unsicherheit zeigt uns Maria mit ihrer stillen Hand: „Was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,5). Ihre Aufgabe ist es nicht, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, sondern Christus – ihren Sohn. So tut sie es auch im Gnadenbild.
3. Gnade erfahren – wie damals, so heute
Liebe Brüder und Schwestern,
wir sind eingeladen, das Gnadenbild nicht nur mit den Augen zu betrachten, sondern mit dem Herzen zu empfangen. Auch heute will Maria Fürsprecherin sein – für dich, für mich, für unsere Welt. Das Bild erinnert uns daran: Gott hat sich uns zugewandt. Er bleibt nicht fern. Durch Maria hat er sich klein gemacht, menschlich, nahbar.
Vielleicht fragen wir uns manchmal: Wo ist Gott in meinem Leben? Warum höre ich ihn nicht? Warum sehe ich ihn nicht?
Und Maria antwortet mit ihrem Gnadenbild: „Er ist da. Ich halte ihn in meinen Armen. Komm und schau.“
4. Der Deutsche Orden und seine Aufgabe
Das Gnadenbild ist auch verbunden mit einer Berufung: Der Deutsche Orden hat eine zutiefst karitative und geistliche Aufgabe. Die Brüder und Schwestern dienen den Kranken, den Armen, den Pilgern – im Namen Mariens. Dieses Charisma ist lebendig.
Auch wir sind berufen, „Diener der Gnade“ zu sein. Wo immer wir uns von Maria führen lassen, wachsen wir in Christus hinein. Und wo immer wir Christus in uns tragen, sind wir selbst lebendige Gnadenbilder – Bilder seiner Liebe in der Welt.
Schluss: Eine Einladung zur Marienverehrung
Das Gnadenbild Unserer Lieben Frau vom Deutschen Haus ist mehr als ein Relikt der Vergangenheit. Es ist eine Einladung – heute, hier, jetzt – Maria zu vertrauen und uns ganz Christus anzuvertrauen.
Wenn du Trost brauchst – schau auf sie.
Wenn du Rat brauchst – bete mit ihr.
Wenn du Gnade suchst – öffne dein Herz.
Denn Maria sagt zu jedem von uns:
„Fürchte dich nicht – ich bin die Magd des Herrn. Ich bin auch deine Mutter.“
Amen.
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