Heilige Ida von St. Maria im Kapitol


Ida von St. Maria im Kapitol war eine herausragende Frauengestalt des 11. Jahrhunderts, deren Leben und Wirken tief mit der Entwicklung Kölns als religiöses und kulturelles Zentrum verbunden war. Sie wurde um die Wende des ersten Jahrtausends als Tochter des Pfalzgrafen Ezzo und seiner Gemahlin Mathilde geboren. Ihre Mutter war die Schwester Kaiser Ottos III., sodass Ida kaiserlicher Abstammung war und dem einflussreichen Adelsgeschlecht der Ezzonen angehörte.

Ihre frühe Bildung erhielt Ida gemeinsam mit ihrer Schwester Sophia im Reichsstift Gandersheim, einem bedeutenden Zentrum weiblicher Bildung und Kultur. Um 1026 verließen beide Mädchen das Stift und wurden ins Mainzer Kanonissenstift St. Maria Altenmünster überführt, wohl auf Wunsch der Eltern. Politische Spannungen führten jedoch zu einer Rückkehr nach Gandersheim, wo Ida nach dem Tod ihrer Schwester blieb.

Zwischen 1031 und spätestens 1038 wurde Ida zur Äbtissin des Frauenklosters St. Maria bei Gandersheim gewählt. Dort erhielt sie vermutlich 1038 die Äbtissinnenweihe durch Bischof Godehard von Hildesheim. Noch während ihrer Amtszeit in Gandersheim wurde sie durch die Vermittlung ihres Bruders Hermann II., Erzbischof von Köln, zur Vorsteherin des hochadeligen Damenstifts St. Maria im Kapitol berufen – eines der bedeutendsten religiösen Fraueninstitute des Reiches.

Ab den frühen 1040er Jahren setzte Ida gemeinsam mit ihrem Bruder ein ambitioniertes Bauprojekt um: den Neubau der Kirche St. Maria im Kapitol in Köln. Die Kreuzbasilika mit ihrer charakteristischen Dreikonchenanlage war architektonisch an der Geburtskirche in Bethlehem orientiert – eine bewusste kaiserliche und christologische Anspielung. Am 26. Oktober 1049 wurde der Altar durch Papst Leo IX. geweiht – in Anwesenheit Kaiser Heinrichs III. Dies zeigt den hohen Stellenwert, den das Stift im Reich hatte.

Besonders berühmt ist die von Ida gestiftete romanische Holztür der Kirche, deren 26 geschnitzte Reliefs zentrale Szenen aus dem Leben Jesu darstellen. Dieses Kunstwerk gilt als ein Höhepunkt romanischer Holzschnitzkunst. Auch das sogenannte Hermann-Kreuz – ein prunkvoller Reliquienschrein – wird ihrer Stiftertätigkeit zugeschrieben. Diese Objekte zeugen von der geistigen Tiefe und künstlerischen Weitsicht, die Ida in ihre Ämter einbrachte.

Ida verstarb am 7. oder 8. April des Jahres 1060 und wurde in der von ihr erweiterten und ausgestatteten Kirche beigesetzt. Ihre Grabinschrift hebt nicht nur ihre hohe Herkunft, sondern auch ihre Verdienste als kluge und fromme Kirchenleiterin hervor.

Unter Idas Leitung wurde St. Maria im Kapitol zu einem der einflussreichsten Frauenstifte des Reiches. Es entwickelte sich zu einem Ort weiblicher Bildung, religiöser Praxis und künstlerischer Produktion. Die Strahlkraft dieses Wirkens reichte weit über Köln hinaus und begründete ihren Ruf als eine der bedeutendsten Äbtissinnen ihrer Zeit.

Gedenktag: 26. November

Kommentare