Legende der hl. Katharina von Alexandrien


In der großen Stadt Alexandrien lebte einst eine junge Frau namens Katharina. Sie war die Tochter einer angesehenen Familie und galt als außergewöhnlich gebildet – sie liebte die Philosophie, kannte die Schriften der Dichter und Denker und scheute nicht davor zurück, über die Fragen des Glaubens nachzudenken. Viele bewunderten sie für ihren scharfen Verstand ebenso wie für ihre Schönheit.

Als Kaiser Maxentius begann, die Christen in seinem Reich zu verfolgen, zögerte Katharina nicht. Sie erschien vor dem Kaiser und sprach offen gegen die Unterdrückung. Mit klaren Worten stellte sie sich seiner Macht entgegen – ein ungewöhnlicher und gefährlicher Schritt für eine junge Frau.

Maxentius, beeindruckt, aber auch gekränkt, ließ fünfzig seiner gelehrtesten Philosophen rufen. Sie sollten Katharina widerlegen und sie zum Opfer der alten Götter zurückführen. Doch es geschah das Gegenteil: Katharina argumentierte mit solcher Klarheit und Überzeugungskraft, dass die Gelehrten verstummten. Einige von ihnen bekannten sich daraufhin sogar zum Christentum.

Der Kaiser geriet darüber in Wut. Er ließ Katharina in Ketten legen und foltern. Schließlich ordnete er an, sie solle durch ein gewaltiges Rad mit eisernen Spitzen und Messern hingerichtet werden – ein grausames Werkzeug, das niemand überleben konnte.

Doch als Katharina das Rad berührte, zerbrach es mit einem lauten Schlag. Die Splitter flogen durch die Luft, und die Zuschauer konnten kaum glauben, was sie sahen. Für viele war es ein Zeichen des Himmels.

Maxentius aber ließ nicht nach. Weil er Katharinas Glauben nicht brechen konnte, befahl er schließlich, sie zu enthaupten. Katharina nahm ihr Schicksal mit großer Ruhe an. Als das Schwert fiel, berichtet die Legende, floss keine rote Blutspur über den Boden, sondern weiß wie Milch – ein Sinnbild ihrer Reinheit.

Engel, so heißt es weiter, trugen ihren Leib auf den Berg Sinai. Dort, in jener einsamen Felslandschaft, errichteten Mönche Jahrhunderte später das Kloster, das heute noch ihren Namen trägt.

Seit jener Zeit gilt Katharina als eine der großen Heiligen der Christenheit – als Schutzpatronin der Gelehrten, der Mädchen und aller, die Wahrheit und Mut höher schätzen als die Macht der Welt.

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