Montag, 12. Juni 2023

Was ist ein Gentleman? (Teil 3)

Die Höflichkeit

Bei Höflichkeit denken wir gerne an ein gekünsteltes Benehmen. Doch tatsächlich ist Höflichkeit eine ganz simple Sache. Es geht bei der Höflichkeit um kein abgehobenes Verhalten, sondern darum, das tägliche Miteinander möglichst angenehm zu gestalten.

Simple Worte wie Bitte und Danke spielen hierbei eine wichtige Rolle. Sie drücken eine Wertschätzung des Gegenübers aus und erinnern den Gentleman selbst immer wieder daran, dass er aus sich selbst heraus nichts ist. Und hier zeigt sich wieder einmal der christliche Kontext des Gentleman. Alles ist ein Geschenk, nichts kann ich mir letztlich wirklich erzwingen. Wohlwollen, Freundschaft, geliebt zu werden – all dies wird mir geschenkt und ich kann keinen Anspruch darauf erheben. Ja, auch die Begegnung mit interessanten Menschen ist ein Geschenk. Denn ihre Existenz, wie auch meine, ist nicht von Menschen gemacht. Prinz Asfa-Wossen Asserate sagte einmal, dass er mit Menschen, die er kennenlernen möchte, in ein Restaurant gehe. Hierbei interessiere ihn nicht, ob die Person richtig mit Messer und Gabel umgehen könne, sondern wie er mit dem Kellner umgehe.

Doch hilft die Höflichkeit auch im Alltag. Ist es nicht viel angenehmer, wenn wir freundlich und höflich miteinander umgehen, auch wenn man sich nicht wirklich mag? Wollen wir wirklich immer wieder in Konfrontation geraten oder von anderen abschätzig und kurz angebunden behandelt werden? Sicherlich nicht. Und so sollte der Gentleman damit beginnen, einen Raum der gegenseitigen Wertschätzung aufzubauen. Jeder Mensch hat einen eigenen Wert und der ist ihm von Gott gegeben. Jeder Mensch hat seine Fähigkeiten und ein eigenes Können – auch wenn ich es nicht erkennen kann. Und auch hier gilt die Frage: welche Ansprüche habe ich wirklich? Der wahre Gentleman versucht eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich sein Gegenüber mit seinen besten Seiten entfalten kann und dadurch auch selbst in eine Lage zu kommen, welche ihm eine Entfaltung seiner guten Seiten ermöglicht und sei es auch nur, um ein besserer Mensch zu werden. Vielleicht hilft hier das Beispiel des römischen Feldherren Germanicus. Der unterstellte angeblich jedem Menschen die besten Absichten, was dazu führte, dass diese sich darum bemühten sein gutes Bild von ihnen auch zu rechtfertigen.

Teil 2 --- Teil 4

(Autor: P. Damian Hungs OT / www.damian-hungs.de)

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