Gerardo Machado y Morales wurde am 28. September 1871 in der Stadt Santa Clara auf Kuba geboren. Aufgewachsen in einer Zeit politischer Unruhen und kolonialer Unterdrückung, schloss sich Machado früh der kubanischen Unabhängigkeitsbewegung an. Während des Unabhängigkeitskriegs gegen Spanien (1895–1898) kämpfte er als junger Offizier in den Reihen der Rebellen. Für seinen Mut und seine militärische Entschlossenheit erhielt er Anerkennung und entwickelte ein nationalistisches Profil, das ihm später den Weg in die Politik ebnete.
Nach der Erlangung der formellen Unabhängigkeit Kubas im Jahr 1902 engagierte sich Machado zunehmend politisch und trat der Liberalen Partei bei. Unter Präsident Mario García Menocal wurde er 1917 Kriegsminister. In dieser Funktion festigte er seinen Ruf als durchsetzungsfähiger, aber auch autoritärer Führer. Die politische Bühne Kubas war zu dieser Zeit geprägt von Korruption, Machtkämpfen und starkem Einfluss der Vereinigten Staaten, was Raum für charismatische und populistische Persönlichkeiten wie Machado schuf.
Im Jahr 1924 kandidierte Gerardo Machado für das Präsidentenamt und gewann die Wahl mit großer Mehrheit. Seine Kampagne war geprägt von dem Versprechen, Ordnung, wirtschaftlichen Aufschwung und nationale Unabhängigkeit zu sichern. In seiner Anfangszeit als Präsident wurden viele Infrastrukturprojekte angestoßen: Straßen, Brücken und öffentliche Gebäude wurden gebaut, und Havanna erlebte eine Phase des architektonischen und kulturellen Aufschwungs. Machado präsentierte sich als moderner Staatsmann, der Kuba in die Zukunft führen wollte.
Doch bereits während seiner ersten Amtszeit zeigte Machado zunehmend autoritäre Züge. Die politischen Institutionen Kubas waren schwach, und er nutzte diese Schwäche, um seine Macht zu festigen. 1927 ließ er die Verfassung ändern, um sich eine zweite Amtszeit zu sichern – ein Schritt, der in der kubanischen Bevölkerung und bei Teilen der politischen Elite auf heftige Kritik stieß. Es war der Moment, in dem Machado begann, vom gewählten Präsidenten zum Diktator zu werden. Pressefreiheit wurde eingeschränkt, Oppositionelle verfolgt, gefoltert oder ermordet. Die Geheimpolizei (La Porra) wurde zum Werkzeug der Einschüchterung und Unterdrückung.
Die Weltwirtschaftskrise von 1929 traf Kuba besonders hart, da die Wirtschaft stark vom Zuckerexport abhängig war – einem Sektor, der durch den Zusammenbruch der Weltmärkte massiv geschädigt wurde. Arbeitslosigkeit, Hunger und soziale Unzufriedenheit nahmen rapide zu. Die einstige Zustimmung zu Machado schwand schnell. Seine Reaktion darauf war keine Reform, sondern Repression. Die Regierung reagierte mit Gewalt auf Streiks, Proteste und jegliche Form der Kritik. Studenten, Intellektuelle und Arbeiterbewegungen wurden zum Kern des Widerstands. Besonders an den Universitäten formierte sich eine starke Oppositionsbewegung.
1933 erreichte die Krise ihren Höhepunkt. Nachdem Machado sich weigerte, das Amt aufzugeben, kam es zur sogenannten Sergeantenrevolte, angeführt von dem jungen Militär Fulgencio Batista. Dieser nutzte die politische Instabilität und die Unzufriedenheit im Militär, um sich an die Spitze eines Aufstands zu setzen, der Machado schließlich zum Rücktritt zwang. Am 12. August 1933 verließ Machado das Land und floh zunächst auf die Bahamas, später in die Vereinigten Staaten.
Im Exil lebte Machado zurückgezogen in Miami Beach, wo er 1939 im Alter von 67 Jahren starb. Kuba verweigerte ihm eine Rückkehr, und viele Kubaner betrachteten seinen Tod als das Ende eines dunklen Kapitels der nationalen Geschichte.
Gerardo Machados Regierungszeit hinterließ ein ambivalentes Erbe: Einerseits war er ein Modernisierer, der das Land infrastrukturell und städtebaulich prägte; andererseits war er ein skrupelloser Machthaber, der demokratische Prinzipien mit Füßen trat und Kuba in eine Spirale der Gewalt und politischen Instabilität stürzte. Sein Sturz war nicht nur das Ergebnis wirtschaftlicher Not, sondern auch Ausdruck des kollektiven Widerstandes gegen Diktatur und politische Willkür. Die turbulente Phase nach seinem Sturz sollte Kuba noch Jahrzehnte lang beschäftigen und war letztlich ein Vorläufer der späteren Revolution unter Fidel Castro.
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