Seligpreisungen - Was bedeutet eigentlich „selig“?


Wenn Jesus in den Seligpreisungen sagt: „Selig sind ...“, meint er weit mehr als bloß „glücklich“. Das deutsche Wort „selig“ übersetzt das griechische makarios – ein Begriff, der tief in der Welt des Glaubens verwurzelt ist.

Ursprung und Bedeutung

Im griechischen Urtext des Neuen Testaments steht makarios, wörtlich „gesegnet“ oder „vom Heil begünstigt“. In der Antike war das ein Wort für jene, die Anteil an der göttlichen Wirklichkeit haben – ursprünglich wurden sogar die Götter selbst so genannt. Später übertrug das Christentum diesen Ausdruck auf Menschen, die in besonderer Weise unter Gottes Schutz und Gnade stehen.

Mehr als Glück

„Selig“ beschreibt also keinen momentanen Gefühlszustand, sondern einen bleibenden Zustand der Nähe zu Gott. Es meint das tiefe, stille Glück eines Menschen, der weiß: Ich bin getragen, auch mitten im Leid. Wer „selig“ ist, steht in Gottes Zuspruch – unabhängig von äußeren Umständen.

In Jesu Sprache

Jesus sprach Aramäisch. Der Ausdruck, den er wohl verwendete, lautete ’tubayhôn oder im Hebräischen ’ashrei – bekannt aus den Psalmen: „Wohl dem, der ...“ (Ps 1,1). Diese Worte bedeuten: „Glückselig ist, wer …“, oder besser: „Wohl dem, den Gott segnet.“ Damit spricht Jesus keine Forderung aus, sondern eine Verheißung: Er erklärt Menschen als begnadet, nicht weil sie etwas leisten, sondern weil Gott ihnen nahe ist.


1. „Selig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das Himmelreich.“

Wörtlich:

> „Gesegnet sind die, die im Geist arm sind, denn ihnen gehört das Reich der Himmel.“

Bedeutung:

„Arm im Geist“ meint nicht dumm oder schwach, sondern innerlich bedürftig vor Gott – Menschen, die wissen, dass sie alles von Gott erwarten müssen.

👉 Sie leben aus Vertrauen, nicht aus Selbstsicherheit.

2. „Selig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden.“

Wörtlich:

> „Gesegnet sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.“

Bedeutung:

Gemeint sind Menschen, die über das Leid der Welt oder über eigenes Versagen trauern, also eine tiefe geistliche Trauer tragen.

👉 Sie erfahren göttlichen Trost, weil Gott ihre Tränen sieht (vgl. Jes 61,2).

3. „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.“

Wörtlich:

> „Gesegnet sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.“

Bedeutung:

Sanftmütig heißt nicht schwach, sondern beherrscht, friedfertig und geduldig.

Das „Land“ erinnert an die Verheißung des verheißenen Landes – es steht sinnbildlich für die neue Welt Gottes.

4. „Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.“

Wörtlich:

> „Gesegnet sind, die Hunger und Durst nach Gerechtigkeit haben, denn sie werden gesättigt werden.“

Bedeutung:

Nicht bloß sozial gerecht im menschlichen Sinn, sondern sehnsüchtig nach der Gerechtigkeit Gottes – dass die Welt und das eigene Herz in Ordnung kommen.

👉 Gott selbst stillt dieses Verlangen.

5. „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“

Wörtlich:

> „Gesegnet sind die Erbarmungsvollen, denn sie werden Erbarmen finden.“

Bedeutung:

Wer Mitgefühl und Güte zeigt, öffnet sich selbst für Gottes Barmherzigkeit.

👉 Es ist ein Kreislauf des Erbarmens.

6. „Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“

Wörtlich:

> „Gesegnet sind, die rein im Herzen sind, denn sie werden Gott sehen.“

Bedeutung:

Reinheit des Herzens meint innere Lauterkeit, Ungeteiltheit, Wahrhaftigkeit.

👉 Wer ganz auf Gott ausgerichtet ist, darf ihn im Leben erkennen – und in der Ewigkeit schauen.

7. „Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.“

Wörtlich:

> „Gesegnet sind die, die Frieden machen, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“

Bedeutung:

Nicht bloß friedlich sein, sondern aktiv Frieden schaffen – Versöhnung stiften, wo Unfriede herrscht.

👉 Solches Tun zeigt, dass man Gottes Wesen widerspiegelt.

8. „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.“

Wörtlich:

> „Gesegnet sind die Verfolgten um der Gerechtigkeit willen, denn ihnen gehört das Reich der Himmel.“

Bedeutung:

Wer für das Gute, Wahre, Gerechte leidet, steht in der Spur Christi.

👉 Gerade dieses Leiden ist Zeichen wahrer Gotteskindschaft.

Abschluss (V. 11–12)

> „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen … freut euch, denn euer Lohn ist groß im Himmel.“

Hier weitet Jesus die Aussage direkt auf seine Jünger aus – es ist also eine Zusage an die Nachfolge: Das Leid um Christi willen wird zur Teilhabe am Heil.

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