Bilokation ist ein faszinierendes Phänomen. Doch wie haben die betreffenden Personen es selbst wahrgenommen und wie ihr direktes Umfeld im Augenblick des Geschehens?
1. Alphons Maria de Liguori (1696–1787) – Bilokation beim Tod von Papst Clemens XIV (1774)
Selbstwahrnehmung:
Der Bericht über die Bilokation am 21. September 1774 stammt aus den Processi per la canonizzazione (Vatikanische Akten). Alphons fiel nach der Messe in einen starren Zustand, „gleichsam schlafend, aber mit offenem Blick“. Zeugen beschrieben ihn als „abwesend in Gedanken, aber bei Bewusstsein“. Als er nach mehreren Stunden „zurückkehrte“, sagte er:
> „Ich war beim Heiligen Vater, als er starb; ich sah ihn und betete für ihn.“
Er selbst beschrieb keine Bewegung oder körperliche Empfindung, sondern ein plötzliches Bewusstsein, an einem anderen Ort zu sein – „ohne zu wissen, wie“.
Wahrnehmung durch andere:
Während der Ekstase saß Alphons regungslos, die Hautfarbe blieb normal, Atem und Puls verlangsamten sich, aber er wirkte nicht tot. Die Mitbrüder hielten ihn für in tiefer Kontemplation. Niemand bemerkte, dass „etwas geschah“ – äußerlich blieb er unverändert. Nach seiner Rückkehr war er erschöpft, doch körperlich unversehrt.
2. Alphons Maria de Liguori – Zweiter Fall (Bilokation während Predigt, ca. 1731)
Selbstwahrnehmung:
Eine seiner engsten Mitarbeiterinnen, Schwester Celeste, berichtete, Alphons habe während einer Predigt in Neapel plötzlich innegehalten, still dagestanden und nach wenigen Sekunden weitergesprochen.
Nach der Messe sagte er zu ihr:
> „Der Herr führte mich an den Ort, wo ein Bruder Hilfe brauchte.“
Er selbst beschrieb keine Entrückung oder Bewusstlosigkeit, sondern ein kurzes inneres Wegsein, das er unmittelbar nachher als realen Aufenthalt bei einem Sterbenden deutete.
Wahrnehmung durch andere:
Die Zuhörer bemerkten lediglich ein kurzes Verstummen – wenige Sekunden –, danach sprach er ruhig weiter. Es gab keine Veränderung im Gesicht, keine Bewegung, kein sichtbares Zeichen, dass etwas Außergewöhnliches geschah. Er blieb körperlich durchgehend anwesend, nur innerlich „abgezogen“. Erst später, als man erfuhr, dass ein Sterbender in Pagani genau zu diesem Zeitpunkt Beistand empfangen habe, deutete man das Ereignis als Bilokation.
3. Antonius von Padua (1195–1231)
Selbstwahrnehmung:
In der Legenda Assidua Sancti Antonii (13. Jh.) heißt es, Antonius habe „im Geiste den Chor der Brüder betreten“, während er zugleich predigte. Er soll danach erklärt haben:
> „Der Herr ließ mich dort sein, wo mein Dienst verlangt war.“
Keine körperliche Bewegung, keine Bewusstlosigkeit – sondern eine Verdoppelung des Wirkens.
Wahrnehmung durch andere:
Die Brüder, die ihn predigen sahen, bemerkten keine Veränderung: Stimme, Gestik, Haltung blieben normal. Die Sänger im Chor sahen ihn gleichzeitig zwischen sich stehen. Beide Gruppen berichteten unabhängig voneinander dieselbe Zeit. Mitbrüder notierten: „Er blieb, wie er immer war – ruhig, gesammelt, konzentriert.“
4. Maria de Ágreda (1602–1665)
Selbstwahrnehmung:
Sie berichtete 1620 ff.:
> „Ich fand mich, ohne es zu wissen, in einem anderen Land unter Menschen, deren Sprache ich verstand, obwohl ich sie nie gelernt hatte. Dann, plötzlich, war ich wieder in meiner Zelle.“
Keine körperliche Empfindung eines Übergangs; nur „Licht“ und „plötzliche Gegenwart“.
Wahrnehmung durch andere:
Mitschwestern im Kloster Ágreda sahen sie kniend oder sitzend, mit geschlossenen Augen, ruhigem Atem, „etwas heller“. Keine Abwesenheit. Nach dem „Zurückkehren“ öffnete sie die Augen, als wäre nichts geschehen. Am Missionsort berichteten Indianer von einer „Lady in Blue".

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