Bilokation in Selbst- und Fremdwahrnehmung II


Bilokation ist ein faszinierendes Phänomen. Doch wie haben die betreffenden Personen es selbst wahrgenommen und wie ihr direktes Umfeld im Augenblick des Geschehens? 

5. Franz Xavier (1506–1552)

Selbstwahrnehmung:

> „Ich weiß nicht, ob es Vision oder Tat war, aber es war, als wäre ich dort.“

Keine Bewegung, kein Trancegefühl, sondern gleichzeitiges Wissen, an zwei Orten zu wirken.


Wahrnehmung durch andere:

Gefährten sahen ihn beim Gebet – ruhig, konzentriert. Keine Veränderung.


6. Franziskus von Assisi (1181–1226)

Selbstwahrnehmung:

> „Ich war im Gebet in San Damiano und zugleich in Assisi, bei meinem Bruder Leo; der Geist trug mich, der Leib blieb hier.“

Klares Bewusstsein, kein Körperverlust, gleichzeitiges Wissen über beide Orte.


Wahrnehmung durch andere:

Brüder in San Damiano sahen ihn still, gesammelt, Atem ruhig, Gesicht hell. Keine Trance. Bruder Leo berichtete, Franziskus habe ihn berührt. Für die Umstehenden: ruhig betend, nicht verändert.


7. Katharina von Siena (1347–1380)

Selbstwahrnehmung:

> „Gott zog meinen Geist zu einem fernen Kranken, und ich sah ihn wie neben mir. Ich fühlte mich weder hier noch dort, und doch an beiden Orten.“


Wahrnehmung durch andere:

Raimund von Capua berichtet: Sie verharrte still, Blick erhoben, Atem ruhig. Nachher sprach sie weiter, wo sie aufgehört hatte. Keine Veränderung.


8. Maria Faustina Kowalska (1905–1938)

Selbstwahrnehmung:

> „Plötzlich fand ich mich in einer fremden Hütte, wo ein alter Mann in grossen Qualen lag … Im selben Augenblick fand ich mich wieder in meiner Zelle.“

Keine Bewegung, kein Übergang, nur „plötzliches Da-Sein“.


Wahrnehmung durch andere:

Mitschwestern sahen sie still, Atem ruhig, Augen halb geschlossen. Nachher blass, aber heiter. Keine Abwesenheit bemerkt.


9. Martin von Porres (1579–1639)

Selbstwahrnehmung:

Er äußerte in Zeugenprotokollen:

> „Ich war im Schlafsaal, und zugleich sah ich mich bei den Kranken im Hospital; ich wusste, dass ich zugleich diente und betete.“

Er nahm sich selbst „in doppeltem Dienst“ wahr, nicht als Vision, sondern als tatsächliche Handlung.


Wahrnehmung durch andere:

Mitbrüder sahen ihn wie üblich – freundlich, ruhig, ohne auffällige Veränderungen.

Zur gleichen Zeit berichteten Patienten, er habe sie persönlich gepflegt.

→ Äußerlich keine Veränderung, keine Entrückung.


10. Theresia von Ávila (1515–1582)

Selbstwahrnehmung:

Katharina schrieb im Dialog (Kap. LXXX):

> „Gott zog meinen Geist zu einem fernen Kranken, und ich sah ihn wie neben mir. Ich fühlte mich weder hier noch dort, und doch war ich an beiden Orten.“

Sie beschreibt eine „Verdopplung des Bewusstseins“, kein Verschwinden, sondern Ausdehnung.


Wahrnehmung durch andere:

Ihre Konfessoren (u. a. Raimund von Capua) berichten: Während solcher Zustände „verharrte sie still, mit leicht geöffneten Augen und erhobenem Blick“, der Körper blieb aufrecht, die Atmung ruhig.

Nach der „Rückkehr“ fuhr sie im Gespräch fort, als sei nichts geschehen.

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