Contenance und Diskretion
Zwei Begriffe die sehr weit auseinander zu liegen scheinen und doch eng miteinander verknüpft sind. Denn beide haben eines gemein. Sie möchten andere Menschen nicht beschämen oder in unangenehme Situationen führen.
Contenance. Haltung bewahren. Dies gilt erst einmal bei Gefühlen oder besser gesagt, bei Gefühlsaufwallungen. Sicherlich darf und soll ich Gefühle zeigen. Aber bitte doch in Maßen, denn andere müssen nicht nur mit meinen Gefühlen umgehen, sondern haben auch eigene Gefühle. Es ist schön sich über einen Sieg in einem Spiel zu freuen. Aber bitte doch so, dass es für den Verlierer nicht zu einer erniedrigenden Niederlage führt. Es ist normal über den Verlust eines geliebten Menschen zu trauern. Aber muss ich deshalb vor anderen Personen einen hemmungslosen Weinkrampf bekommen? Contenance will andere Menschen davor bewahren in eine Situation zu kommen, mit welcher sie schlecht oder gar nicht umgehen können oder sie vielleicht sogar in die Gefahr kommen, sich aufgrund eines falschen Verhaltens zu blamieren.
Und die Diskretion? Hier geht es vor allem um das Reden. Nicht die Geheimnisse anderer auszuplaudern ist hierbei unser erster Gedanke. Und der ist auch richtig. Doch geht die Diskretion noch weiter, viel weiter. So reden wir auch nicht über andere in einer Art und Weise, welche eigentlich einer Verteidigung durch diese bedürfte. Gerüchte und negatives Gerede vergiftet nur das Miteinander. Selten ist viel wahres daran und, wenn wir ehrlich sind, gehen alle mit einem schalen Beigeschmack auseinander. Denn, wenn dass stimmt, müsste ich doch auch Konsequenzen für mich in meinem Umgang mit dieser Person daraus ziehen. Sonst würde ich seine Schlechtigkeit ja bejahen und wäre genau so ein schlechter Mensch. Bei einem Geschäftsmann würde dies bedeuten, dass er auch ein Gauner ist, wenn er seine Geschäftsbeziehungen zu XYZ nicht abbricht. Und jetzt übertragen Sie das einmal auf das Private.
Doch geht die Diskretion noch weiter. Es steht mir nämlich auch nicht zu über Dinge zu sprechen, welche andere Menschen in eine Unangenehme Situation der Erwiderung bringen. „Was verdienen Sie eigentlich so im Monat?“ Diese Frage schickt sich nicht, wäre der Andere doch eventuell in die Situation versetzt sagen zu müssen „Das geht Sie nichts an.“. Möchten wir wirklich ein solches Miteinander? Auch möchten die meisten anderen Menschen eigentlich nicht mit der Sexualität ihres Gegenübers konfrontiert werden. Dies ist übrigens wohl das größte Problem der derzeitigen Homo-Lobby. Keiner möchte latent mit der Sexualität anderer konfrontiert werden. Und diskriminiert werden hier schon lange nicht mehr die Personen dieser Richtung, sondern alle Anderen, welche sich latent sexualisieren lassen müssen.
Dies gilt übrigens auch für den Bereich der Religion. Hier gilt äußerstes Fingerspitzengefühl, denn bei Religion geht es um innerste Überzeugungen. Und Dinge, welche ich für banal halte und mit einer abwertenden Bemerkung quittiere, können das grundsätzliche Wertedenken eines anderen Menschen infrage stellen. Würden sie sich mit so jemandem noch unterhalten wollen?
Wie Sie sehen, gehören viele Dinge eher unter den Deckmantel der Verschwiegenheit. Nicht um etwas zu vertuschen. Unrecht sollte nicht nur benannt werden, sondern auch persönliche Konsequenzen mit sich bringen. Sondern aufgrund der Wertschätzung und des Respektes vor anderen Menschen, ihren Werten, Überzeugungen und ihren Gefühlen.
(Autor: P. Damian Hungs OT / www.damian-hungs.de)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen