Freitag, 29. September 2023

Kloster Ochsenhausen


Mitten im Schwäbischen liegt die ehemalige Fürstabtei Ochsenhausen. Etwas abseits der Stadt und gut ausgeschildert, findet sich die barocke Klosteranlage.


Die im Rokoko erstrahlende Basilika, ist ein ruhiger und heller Raum. Er läuft auf den Hochaltar zu, welcher durch den Volksaltar leider nicht so gut zu sehen ist. Der Chorraum, mit seinem von 1686 stammenden Chorgestühl, ist leider nur über den Altarraum zu betreten und daher abgesperrt. 


Um so beeindruckender sind die 32 Deckenmedaillons, welche unter anderem das Leben des heiligen Benedikt darstellen. 


Auch beeindruckend ist die im Kirchenschiff befindliche Kanzel, deren Baldachin von einem extatischen Benedikt gekrönt und die von Engeln getragen wird.


Neben weiteren schönen Seitenaltären, ist das Orgelprospekt, in der westlichen Basilika gelegen, der absolute Höhepunkt. 


Unmittelbar neben der Basilika befindet sich das Abteimuseum, dessen Besuch lohnenswert ist. 

Montag, 25. September 2023

Der Abbé (Teil 3)


Wenn wir heute auf die Geistlichkeit schauen, so stellen sich immer wieder dieselben Fragen.

A Ist er Bischof, Priester oder Diakon?

B Ist er Ordensmann oder Weltgeistlicher. Wenn er Ordensmann ist, dann stellt sich noch die weitere Frage, ob er Ordenspriester ist oder „nur“ Ordensbruder, also ohne Weihen?

C Welche Funktion nimmt er ein? Hat er Karriere gemacht und trägt violette Farbe oder ist er nur …

Wenn wir auf den Abbé schauen, dann müssen sie sich von all diesen Fragen verabschieden. Sie spielen schlicht und ergreifend keine Rolle. Ein Abbé kann von seiner Weihe her sowohl Bischof, wie Priester, (verheirateter) Diakon oder auch Ordensbruder sein. Man sieht es ihm nicht an. Denn seine Weihestufe spielt außerhalb der Liturgie keine Rolle. Es spielt auch keine Rolle ob er Ordensmann ist oder nicht. Bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Denn in dem Moment, in welchem ein Ordensmann in seinem Ordenskleid erscheint, verlässt er die „Anonymität“ des Abbé und ist klar zuzuordnen, auch wenn sich sein Verhalten nicht ändert. Doch ist seine Wahrnehmung nun eine andere. Und darauf kommt es an.

Der Abbé ist in der Anrede immer der Abbé, der Pater oder der Herr Pfarrer. Niemals ist er aber der Herr Bischof, der Herr Generalvikar oder der Herr Prälat. Denn seine Weihestufe und sein „Amtsrang“ treten immer hinter dem persönlichen (geistlichen) Menschen zurück. Sowohl hinter dem Geistlichen, wie auch hinter dem Menschen.

Der Abbé ist nichts für Menschen, die sich verstecken wollen. Denn alles, wohinter man sich verstecken könnte, spielt keine Rolle mehr. Es geht schlicht und ergreifend um den Menschen selbst. Ein Mensch, von dem selbstverständlich erwartet wird, dass er ein geistlicher Mensch ist. „Als XXX würde ich XXX sagen“ kann und darf nicht mehr vorkommen, wird nicht mehr akzeptiert. Es gilt nur noch die klare, eigene Aussage und wofür die Person, also der jeweilige Abbé, steht (Glaubwürdigkeit).

Dies kann natürlich zu jeder Zeit auch zur Gefahr werden. Hat doch jeder von uns auch eine Funktion, einen Job. Und da ist dann wieder die böse, kleine Falle der Wahrhaftigkeit. Tue ich tatsächlich das, wofür ich als Mensch stehe? Wenn nicht, warum ziehe ich keine Konsequenzen? Und dann die Gefahr, dass nämlich die Gesellschaft den Abbé als doppeltes Lottchen nicht akzeptiert und ihn mit Verachtung aus ihrer Mitte verstößt. Und mit was? Mit Recht!

Schauen wir auf die Gestalt des Abbé in der Geschichte, so war es immer eine Gestalt, von welcher persönliche Wahrhaftigkeit gefordert wurde. Eine Forderung, welche auch noch heute erfüllt werden will. Es steht nicht die Frage nach dem Weihegrad oder der Karrieresprosse im Raum, sondern die Authentizität des konkreten Menschen, der von sich selbst sagt: ich bin ein geistlicher Mensch.

Teil 2 --- Teil 4

Montag, 18. September 2023

Der Abbé (Teil 2)


In diesem Artikel wollen wir uns fragen, ob man den Abbé des 18. Jahrhundert in unsere heutige Zeit, also das 21. Jahrhundert, übersetzen kann. Die Antwort ist ein eindeutiges „Ja“. Denn wenn wir uns die Gestalt des Abbé im 18. Jahrhundert anschauen, so handelt es sich bei ihm eigentlich um keine Zeitgebundenen Dinge. Vielmehr handelt es sich um einen Menschen seiner Zeit, der einer Zeitlosigkeit folgte.

Und damit sind wir schon mitten in einem religiösen Kontext. Denn Gott ist kein zeitgebundenes Ding, welches dann wieder aus der Mode kommt, wenn sich die Zeiten und der Geschmack sich ändern. Vielmehr ist Gott der „Ewige“. Und dies ist auch die Grundlage des Denkens eines „Abbé“. Vielleicht ist es also sinnvoll, den Abbé nicht als eine zeitgebundene Gestalt der Geschichte zu betrachten, sondern als eine Form der Spiritualität. Eine Spiritualität, die sich mit den Jahren und Jahrhunderten verändert, in ihrem Wesen aber gleichbleibend ist.

Damit hat der Abbé aber eine wirklich spannende Form angenommen. Denn er drückt eine Form der persönlichen Gotteserfahrung und der persönlichen Frömmigkeit aus. Ja, noch mehr. Er wird zu einer Form des Missionars. Unter seinen Zeitgenossen lebend, leugnet er zu keiner Zeit seine eigene geistliche Dimension und hebt den Aspekt Gottes als Urheber des Guten und des Schönen hervor. Ja, als den Guten und Schönen selbst.

Doch bremsen wir uns hier. Wir greifen vor.

Wir haben den Hang dazu, dass 18. Jahrhundert als einen geschlossenen Komplex zu betrachten. Doch war er das Wirklich? Tatsächlich hatte das Jahr 1720 soviel Ähnlichkeit mit dem Jahr 1770, wie das Jahr 1920 mit dem Jahr 1970. Die Menschen hatten sich verändert, die Zeitgeschichte hatte sich verändert. Und aus der Ferne kaum noch zu sehen, würde doch keiner von uns ernsthaft behaupten, dass es zwischen 1920 und 1970 kaum einen Unterschied gäbe. Und doch hat es in all dieser Zeit den Abbé gegeben. Er hat sich verändert. Wie sollte er auch nicht? Ist der Mensch doch immer ein Kind seiner Zeit. Geblieben ist diesen Personen jedoch eines, nämlich ein aus ihrem Glauben heraus geprägter Blick auf ihre Zeit – Spiritualität.

War es ein oberflächlicher Blick? Die Antwort können Sie sich leicht selbst geben. Ist das Bemühen um Menschen, welchen es nicht so gut geht wie uns oder ein Bemühen um den Umweltschutz, ein oberflächlicher Blick, oberflächliches Bemühen? Wir sollten bei unserem Blick auf diese Zeit nicht vergessen, dass es eine andere Mentalität war. Eine andere Mentalität, aber nicht unbedingt eine andere Wahrnehmung. Nur ein Beispiel. Hunger bleibt Hunger. Ob er im Jahre 2023 gelitten wird, oder im Jahre 1723. Und das Bemühen gegen diesen Hunger anzugehen ist gleich, auch wenn sich die Mittel unterscheiden.

Und genau hier liegt der Punkt. Die Mittel. Vielleicht ist es nicht immer so sinnvoll, wenn wir von außen auf alles schießen. Vielleicht ist es hier und da einmal sinnvoller hineinzugehen und die Verkrustung und Verhärtung von innen aufzuweichen. Den Optiker zu spielen und den Blick zu schärfen. Dinge sichtbar zu machen, die bis jetzt noch nicht gesehen wurden. Sicherlich kann man immer von außen die Festung sturmreif schießen. Doch sollten wir dabei die Kollateralschäden nicht aus dem Blick verlieren.

Gleichzeitig gebe ich aber auch zu, dass Abbé Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord im vollen Sinne als Abbé gehandelt hat. Sich die entsprechenden Informationen zu beschaffen traue ich Ihnen zu, hat er doch die Weltgeschichte verändert.

Teil 1  ---  Teil 3

Montag, 11. September 2023

Der Abbé (Teil 1)


Der Abbé ist für viele Menschen vor allem ein Begriff des 18. Jahrhunderts. Er bezeichnet Mitglieder des geistlichen Standes, vom Bischof bis zu den Minores. Aber er bezeichnet noch mehr. Denn keiner wäre auf die Idee gekommen, den Pfarrer von XY als Abbé zu bezeichnen.

Der Abbé bezeichnete vor allem Geistliche eines bestimmten Lebensstils. Eines Lebensstils, den wir heute als „Höfisch“ bezeichnen würden, was aber unsere beschränkte Sicht hervorhebt. Es war vielmehr eine Mischung aus gutem Benehmen, Bildung, Eleganz und Weltgewandtheit.

Beginnen wir einmal mit der Bildung. Von einem Abbé wurde selbstverständlich eine umfassende Bildung verlang. Heute würden wir von einer breiten Allgemeinbildung sprechen. Und selbstverständlich wurde auch erwartet, dass er sich hierbei auf dem Laufenden hielt. Er war es, mit welchem man sich über viele Themen unterhalten konnte. Hatte er doch ein breitgefächertes Interesse, war belesen und hielt sich über das Neueste auf dem Laufenden. Auch wusste er sich gut auszudrücken. Das er seine nähere Umgebung einmal verlassen und diese oder jene Reise unternommen hat, davon konnte man getrost ausgehen.

Seine Ausdrucksweise war eine Frucht seiner Bildung, wie auch seiner Erziehung und seines Umgangs mit Menschen, welche er außerhalb seiner Umgebung kennengelernt hatte. Stets freundlich und eloquent, nie besserwisserisch oder belehrend, galt er als angenehmer Gesprächspartner. Grundkenntnisse an Fremdsprachen (Französisch, Italienisch...) waren ihm geläufig, in der Möglichkeit des Lesens und vielleicht auch der Konversation. Latein, was heute die englische Sprache ist, war für ihn kein Problem. Weder im Lesen, noch im Sprechen. Niemals war die Ausdrucksweise hart und fordernd, vielmehr freundlich und animierend. Als Gesprächspartner wirkte er jederzeit interessiert.

Von seiner Kleidung stets als Geistlicher zu erkennen, legte er hierbei jedoch einen gewissen Wert auf Eleganz. Auch wenn er nicht in schwarzer Kleidung einherging, so trug er doch stets sein Bäffchen. Ein Gebot der Höflichkeit, denn seinem Gegenüber stand eine klare Zuordnung einfach zu. Die „Verkleidung“ des Kurfürst-Erzbischofs Clemens August von Bayern erwähnt Giacomo Casanova in seinen Lebenserinnerungen entsprechend negativ, brachte es ihn doch in eine unangenehme Situation.

Wie alle Herren ihrer Zeit, so legte natürlich auch der Abbé einen gewissen Wert auf Schmuck. Sei es der Herrenring oder die elegante Schnupftabakdose.

Das der Abbé Tischmanieren besaß, darüber braucht man nicht zu sprechen. Er wusste um den richtigen Umgang mit dem Besteck und der leichten Konversation während einer Mahlzeit. Überhaupt auch darum, dass eine gute Konversation keine Verfänglichkeiten in sich birgt und das Gegenüber in keine unangenehmen Situationen führt.

Der Abbé galt als ein rundum angenehmer Zeitgenosse der Gesellschaft, welcher durch seine Umgangsformen und seine Bildung mehr bewirken konnte, denn wir heute meinen. Nicht ohne Grund wurde er immer wieder gerne für diplomatische Missionen eingesetzt. Ohne offensichtlichen Auftrag und auf angenehme Art und Weise, so wusste er immer wieder Inhalte zu vermitteln. Denn häufig kam es nicht darauf an, was man sagt, sondern darauf, wie man sich in einem gewissen Umfeld bewegt und Konversation betreibt.

Teil 2

Montag, 4. September 2023

Antonio Vivaldi – Priester, Komponist und Superstar

Es war der 4. März 1678, als Antonio Lucio Vivaldi in Venedig das Licht der Welt erblickte. Er war der Sohn des Giovanni Battista Vivaldi, der zunächst als Barbier und später als Violinist an San Marco tätig war. Der kränkliche Antonio, der Zeit seines Lebens an Asthma litt, erlernte schon früh das Instrument seines Vaters und zeigte dabei großes Talent. Mit 15 Jahren erhielt er die Tonsur, womit er in den geistlichen Stand eintrat. Mit 18 Jahren zum Subdiakon geweiht, erhielt er in den beiden Pfarreien um sein Elternhaus die notwendige Ausbildung. Ein Studium der Theologie, damals nicht notwendig, absolvierte er nie. Mit einer Vikarie an Santa Maria della Pieta ausgestattet, wurde er 1703 zum Priester geweiht. Faktisch war er damit der Hausgeistliche des Mädchenwaisenhauses Ospedale della Pieta, wo er zugleich Musikunterricht erteilte und das erste „Mädchenorchester“ und den ersten „Mädchenchor“ begründete. Die Konzerte, welche an jedem Sonntagnachmittag gegeben wurden, waren schnell ein Anziehungsmagnet und es kamen selbst Besucher, welche nicht in Venedig lebten. Anderthalb Jahre nach seiner Priesterweihe musste er, aufgrund eines Asthmaanfalls, eine Hl. Messe abbrechen. Der „rote Abbate“, wie er aufgrund seiner Haarfarbe genannt wurde, sollte nie wieder eine Hl. Messe zelebrieren. Doch seiner musikalischen Karriere tat dies keinen Abbruch. So ließ er schon bald, aufgrund der großen Nachfrage, die Noten nicht mehr von Hand abschreiben, sondern in den Niederlanden drucken. Seit einiger Zeit Opern schreibend, übernahm er zunehmend die musikalische Leitung des Teatro Sant' Angelo, welches von seiner Familie gepachtet worden war und dessen Übernahme ein großes finanzielles Risiko war. Da es dem neuen Patriarchen gelang, den Geistlichen seines Bistums das Schreiben von Opern und deren Aufführung zu untersagen, was durch die Stadt unterstützt wurde, verließ er 1718 und ging nach Mantua. Nachdem er 1726 nach Venedig zurückkehren konnte, lernte er dort die junge Anna Girò kennen, welche er zur Sängerin ausbildete und die ihn ein ganzes Leben lang begleiten sollte. Wir wissen heute, dass sie lediglich ein freundschaftliches Verhältnis unterhielten und alle anderen Gerüchte eine üble Nachrede waren. Zwischen 1729 und 1733 immer wieder auf „Tourne“, geriet sein Stern ab 1730 ins Sinken, da sich der Musikgeschmack änderte und der ehemalige Musikstar zunehmend in der Bedeutungslosigkeit versank, was auch zu seinem wirtschaftlichen Ruin führte. So zog er 1740 nach Wien, wo er auf ein „Comeback“ hoffte, aber schon zehn Monate später, am 28. Juli 1741, verstarb. Von der Musikwelt vergessen, wurde er noch am gleichen Tag in einem unscheinbaren Grab beigesetzt.

siehe auch: Scipione Rebiba

(Autor: P. Damian Hungs OT / www.damian-hungs.de)

Deutschordensbischof Heinrich Schenk

Die frühen Jahre des Heinrich Schenk liegen vollkommen im Dunkeln. Vermutlich einer Ministerialenfamilie entstammend, trat er in den Deutsch...