Donnerstag, 29. Februar 2024

Kirche in der Geschichte verstehen (10)


Für die Menschen des Mittelalters und der Neuzeit gehörten Glaube und Kirche in alle Bereiche des Lebens, von der Wiege bis zum Grab. 

Noch am Tag der Geburt wurden die Kinder in der Regel getauft. Dies geschah stets in der Pfarrkirche und immer durch den Pfarrer, dem das Recht hierzu alleine oblag und der Täufling, Eltern und Paten anschließend in die Bücher eintrug. Paten waren häufig nahe Verwandte oder Nachbarn. Die Mutter war bei der Taufe nicht dabei, sondern wurde wenige Tage später, durch den Pfarrer, im Kindbett ausgesegnet.

Ein Fest der Erstkommunion, wie wir es heute kennen, war unbekannt. Vielmehr wurden "Jugendliche", wenn sie der Pfarrer für Reif genug hielt, einfach zum Empfang der heiligen Kommunion aufgefordert.

Von Wichtigkeit war die Beichte. Sie wurde immer wieder im Jahreslauf, vor allem aber in der Fastenzeit vor Ostern, abgelegt. Auch dies geschah vor dem Pfarrer, der hierbei im Beichtstuhl saß, während der Pönitent vor ihm kniete.

Die Hochzeit wurde häufig vor der Kirche abgehalten. Auch hier galt, dass diese nur durch den Pfarrer abgehalten werden dürfte. Geheiratet wurde nicht in weißer Farbe, sondern in farbenfrohen Kleidern. Braut und Bräutigam wurden von Verwandten zur Kirche geleitet. Die Feier fand gewöhnlich im Elternhaus der Braut statt.

War das Sterben absehbar, so brachte der Pfarrer das Viatikum, die heilige Kommunion als Wegzährung und spendete dem Sterbenden die Krankensalbung (Letzte Ölung). War die Person bereits verstorben, konnte diese auch nach dem Tode gespendet werden. Jetzt wurde der Leichnam auch zuhause aufgebohrt, Freunde und Verwandte kamen zum Gebet vorbei und der Pfarrer kam noch einmal zur Aussegnung des Verstorbenen. Das Begräbnis fand im Durchschnitt drei Tage nach dem Tode auf dem örtlichen Kirchhof statt.

Immer wieder ließ man in der Kirche Messen für die Verstorbenen lesen und bete an ihren Gräbern.

Teil 9 --- Teil 11

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Sonntag, 25. Februar 2024

Kirche in der Geschichte verstehen (9)


Von besonderer Bedeutung war im Mittelalter, später abnehmend, das Fasten. Bekannt ist heute noch die Fastenzeit vor Ostern, also Aschermittwoch bis Ostersonntag. In ihr wurde auf Fleisch, (schweren) Alkohol und ehelichen Verkehr verzichtet. Doch gab es auch noch die "Kleine Fastenzeit" vor Weihnachten (Advent). Sie begann nach St. Martin (11. November) und endete an Weihnachten (25. Dezember). Bekannt ist in diesem Zusammenhang noch der Fisch am Heiligabend.

Fastentage über das Jahr waren zudem alle Freitage, welche nicht in der Oktav großer Feste (Ostern, Weihnachten, Pfingsten) lagen. Wer besonders Fromm war, der fastete zudem am Montag und am Mittwoch.

Üblich war auch spirituelles Fasten. Dieses wurde

a) als Buße in der Beichte aufgegeben und umfasste einen vom Beichtvater auferlegten Zeitraum.

b) sich selbst auferlegt und sollte der Vertiefung der eigenen Spiritualität dienen.

Im Zusammenhang mit dem spirituellen Fasten sind auch die Almosen zu verstehen. Sie, wie auch die anderen guten Werke, sind ein direktes Werk der Gottesliebe (Matthäus: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan). Sie vermindern das Fegefeuer.

Teil 8 --- Teil 10

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Donnerstag, 22. Februar 2024

Deutschordensbischof Wikbold Dobilstein

Grabplatte des Wikbold Dobilstein 

Wikbold Dobilstein wurde am 26. Januar 1312 geboren und entstammte einem ritterbürtigen Geschlecht im Herzogtum Limburg. Seine Eltern waren Tithmar/Diethmar Dobilstein und dessen Frau Margarethe. Über Wikbolds Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. Er kam als Kaplan des Hochmeisters Winrich von Kniprode nach Preußen, wo er erstmals im Januar 1352 nachgewiesen ist. Im Oktober d. J. wurde er Domherr von Pomesanien. Auf Betreiben des Hochmeisters wurde er am 24. März 1363 von Papst Urban V. zum Nachfolger des Kulmer Bischofs Johann Schadland ernannt, der zuvor nach Hildesheim versetzt worden war. Wenige Monate später empfing Wikbold in Avignon die Bischofsweihe und erstmals am 1. November 1363 ist er als Bischof in Kulm belegt. Als der Deutsche Orden im Mai 1366 in Danzig einen Vertrag mit dem Rigaer Erzbischof Fromhold von Vifhusen schloss, waren dort auch Wikbold sowie die übrigen preußischen Bischöfe anwesend.

Wie seine Vorgänger förderte Wikbold die Besiedlung des Löbauer Landes. Den Siedlern bestätigte er die bis dahin gewährten Privilegien. Ein Streit, den er ab Anfang 1371 mit der Stadt Kulmsee um die bischöflichen Güter führte, konnte mit Vermittlung des Heiligen Stuhls durch Schiedsrichter, die 1374 in Briesen gewählt wurden, beigelegt werden. 1373 hielt er sich auf dem Hof Vogelsang bei Koblenz auf. Dem Zisterzienserkloster Pelplin stiftere er 140 Mark, der Marienkapelle in der Kathedrale von Kulmsee 200 Mark für die Anstellung eines Kaplans. 1375 wurde Wikbold von dem kulmischen Ritter Hans von Kruschin in Kulmsee überfallen und nach Dobrin entführt. Erst nachdem Wikbold dem Entführer Straffreiheit zusicherte, wurde er freigelassen. Vermutlich deshalb übertrug Wikbold anschließend die Verwaltung seiner Diözese dem Domkapitel und begab sich nach Köln. 1379 weihte er die Klosterkirche sowie zwei Altäre des Zisterzienserklosters Altenberg, das er mit Spenden unterstützte.

Mit päpstlicher Zustimmung resignierte Wikbold zwischen 1381 und 1385 auf das Bistum Kulm. Danach hielt er sich überwiegend in Köln auf, wo er im Altenberger Hof, einem Hof der Abtei Altenberg, wohnte. Mit seinem 1396 errichteten Testament verfügte er u. a. 300 Gulden für die Kathedrale in Kulmsee und 200 Gulden für das Zisterzienserkloster Pelplin.

Wikbold Dobilstein verstarb am 21. Juli 1398 oder 1400 in Köln. Sein Leichnam wurde im Altenberger Dom beigesetzt. Sein Grabmal ging nach der Säkularisation des Klosters 1803 verloren.

Siehe auch: Deutschordensbischof Heinrich Kuwal

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Shepherd One


Der Papst besitzt weder eine eigene Airline, noch ein eigenes Flugzeug. Doch das Flugzeug in dem sich der Heilige Vater befindet hat ein eigenes, internationales Rufzeichen. Es ist die 'Sheperd One', die 'Hirte 1'.

Wo kommt der Name her? Seinen Ursprung findet er in einem Papstbesuch Benedikt XVI. in den USA. Damals Tauften die Amerikaner das Papstflugzeug 'Sheperd One', in Anlehnung an das Flugzeug des US Präsidenten, die 'Air Force One'. Ein Ruf, der sich seit damals durchgesetzt hat. Vorher redete man, zumindest in Italien, vom 'volo papale', vom 'päpstlichen Flug'.

Für gewöhnlich reist der Papst auf dem Hinflug zu einem Besuch mit einem Flugzeug von Alitalia. Anders auf dem Rückflug, für welchen dann zumeist ein Jet der jeweiligen Nationalairline verwendet wird. Das ist nicht immer ganz einfach, vor allem wenn die päpstliche Reise mehrere Länder umfasst. So reiste etwa Papst Johannes Paul II. auf seiner Südamerika-Reise des Jahres 1988 von Peru nach Paraguay mit einer DC-8 von AeroPerú. Seine Rückreise hätte er dann mit Líneas Aéreas Paraguayas vollziehen sollen. Doch deren Flugzeug mit der größten Reichweite war damals lediglich eine Boeing B707, die einen Tankstopp in Dakar hätte einlegen müssen. So eilte ihm eine B747 von Alitalia zu Hilfe.

Reiste der Papst früher auf langen Strecken zumeist mit einer B747 von Alitalia, so ist er heute auf dem Hinflug mit einer B777-200ER unterwegs. Ein Flugzeug, welches sonst im normalen Linienverkehr steht. Der Papst sitzt dann ganz vorne in der Business-Klasse, umgeben von seinen engsten Mitarbeitern. Zur Pressekonferenz begibt er sich dann den Gang nach hinten und spricht mit den mitreisenden Journalisten.

Siehe auch: Der Heilige Gral oder warum Indiana Jones nicht suchen brauchte.

(Autor: P. Damian Hungs OT / www.damian-hungs.de)

Donnerstag, 15. Februar 2024

Eine Ordensschwester war die erste Doktorin der Informatik.


Kaum zu glauben, aber wahr. Schwester Mary Kenneth Keller BMV war einer der ersten Menschen, welche einen Doktor in Informatik erwarben. Geboren am 17. Dezember 1913 in Cleveland/Ohio (USA), trat sie 1932 in die Kongregation der Sistersof Charity of the Blessed Virgin Mary (Barmherzige Schwestern) ein. Dies ist ein Schulorden in Dubuque (USA), welcher seit 1928 das Clarke College leitet, welches 2010 zur Universität erhoben wurde. Nachdem Schwester Mary 1940 ihre ewigen Gelübde abgelegt hatte, studierte sie an der DePaul University in Chicago Mathematik. Anschließend am Dartmouth College der Purdue University tätig, arbeitete sie hier als erste Frau im Informatik-Zentrum und war an der Entwicklung der Programierersprache BASIC beteiligt. Auch an der University of Michigan tätig, promovierte sie 1965 an der University of Wisconsin im Fach Informatik. Nun kehrte sie in das Mutterhaus ihrer Gemeinschaft zurück und begründete an der Ordensuniversität einen Lehrstuhl für Informatik, den sie über 20 Jahr vertrat. Sie verstarb am 10. Januar 1985 in Dubuque/Iowa (USA).

siehe auch: Fra Angelico

(Autor: P. Damian Hunge OT)

Montag, 12. Februar 2024

Der Heilige Gral oder warum Indiana Jones nicht suchen brauchte

Jeder kennt die Geschichten um die Suche nach dem Heiligen Gral, nicht zuletzt aus der wunderbaren Filmgeschichte des Professors Indiana Jones.

Doch eigentlich hätte sich der Professor gar nicht auf die Suche machen müssen, denn der Aufenthaltsort des Heiligen Grales ist allgemein bekannt. Er befindet sich in Valencia.

Die berühmte Kathedrale besitzt eine kleine, fast unscheinbare Seitenkapelle. In dieser befindet sich, hinter Glas, ein Kelch aus Achat. Es ist der Heilige Gral. Wie er dorthin kam? Da gibt es keine sicheren Angaben. Man vermutet aber, dass der Kelch des letzten Abendmahls von Jerusalem nach Rom gebracht wurde und von dort in das heutige Kloster San Juan de la Peña. Hier verblieb er wohl einige Jahrhunderte. Nicht ohne Interesse ist dabei auch, dass es der erste Ort in Spanien war, wo der Römische Ritus der Liturgie eingeführt wurde. 1437 jedenfalls wurde der Kelch des Heiligen Abendmahls in die Kathedrale von Valencia überführt.

Der Kelch, den Papst Benedikt XVI. übrigens bei seinem Besuch in Valencia in der Hl. Messe verwendete, besteht aus Achat. Erstaunlich? Nicht wirklich. Im Film von Indiana Jones heißt es, dass der Kelch eines Zimmermanns aus Holz gewesen sein müsse. Welch ein Trugschluss, denn keiner trank aus einem Holzgefäß. Vielmehr erfahren wir in der Heiligen Schrift, das dass letzte Abendmahl in einem Obergemach, ausgestattet mit Polstern, stattgefunden hat. Es gehörte also offensichtlich einer wohlhabenden Person. Solche Personen hatten für rituelle Feiern auch besondere und kostbare Gefäße. Zur Zeit Jesu waren hierfür besondes Gefäße aus Stein, wie z.B. Achat, in Mode.

Untersuchungen haben ergeben, dass der „Santo Cáliz“, wie er in spanischer Sprache genannt wird, wohl tatsächlich aus der Zeit Jesu und wohl auch aus dem Heiligen Land stammt. Im frühen Mittelalter wurde er dann in die Form eines zeitgemäßen Kelches gebracht, wobei die heilige Schale lediglich eingearbeitet wurde, aber immer noch sichtbar ist. So hat der „Santo Cáliz“ seine heutige Form erhalten. Zwar gibt es noch einen zweiten „Gral“ in Leon, doch spricht für Valencia das inhaltliche Fassungsvermögen, welches für eine (liturgische) Feier des Pesachfestes nötig war.

Sollten sie also, wie Indiana Jones, auf der Suche nach dem Heiligen Gral sein, fahrin sie nach Valencia – dort werden sie ihn finden.

(Autor: P. Damian Hungs OT / www.damian-hungs.de)

Montag, 5. Februar 2024

Kirche in der Geschichte verstehen (8)


Ein zentraler Punkt für die Menschen des Mittelalters war die heilige Messe. Sie wurde in lateinischer Sprache und ad Orientem gefeiert, also nach Osten. Die meisten Diözesen und Orden hatten einen eigenen Ritus, der erst mit dem Konzil von Trient vereinheitlicht werden sollte, was tatsächlich aber erst im 19. Jahrhundert geschah. Für die Gläubigen kaum zu bemerken, handelte es sich zumeist nur um Variierungen im Text oder Kalender.

Da der Priester mit verhaltener Stimme sprach, beteten die Gläubigen in Stille. Hierbei war der Rosenkranz besonders beliebt. Die Kommunion wurde selten empfangen. Häufig nur einmal im Jahr, zumeist in der Osterzeit. Dies dann kniend und als Mundkommunion. Übrigens musste die heilige Messe am Vormittag, bis 12.00 Uhr, stattfinden. 

Unüblich waren auch Predigten. Wenn sie stattfanden, stets in einer Andacht außerhalb der heiligen Messe. Da es keine Bänke gab, standen die Gläubigen während der Gottesdienste oder knieten auf dem Boden. 

Teil 7 --- Teil 9

(www.damian-hungs.de)

Köln im Krieg und danach. - Keine Trümmerfrauen.

Immer wieder wird von den Trümmerfrauen in der direkten Nachkriegszeit berichtet. Doch die gab es tatsächlich nur in Berlin. Klar. Im Schutt...