Mittwoch, 30. August 2023

Nikolaikirche in Potsdam


Am Alten Markt, unmittelbar gegenüber dem Landtag, befindet sich die evangelische Nikolaikirche. Der schlichte Bau erinnert durch seine beeindruckende Kuppel (Man kann sie ersteigen.) an die S. Pauls Cathedral in London.

Der Eingang, einem antiken Tempel nachempfunden, und auch nicht die ganze Front ausfüllend, wie auch die begrenzenden kleinen Seitentürmchen, lassen den Bau nicht sehr breit erscheinen. Ein Eindruck, der täuscht.


Das Innere der Kirche, entworfen von Karl Friedrich Schinkel, ist ein Feuerwerk des Klassizismus. Von dem ganz in weiß gehaltenen und quadratischen Zentralbau der Kirche gehen vier Fensterbögen ab, so daß man sich an ein römisches Bad erinnert fühlt.


Umgeben ist dieser Bau von klassizistischen Säulen mit filigranen gearbeiteten Kapitellen. Die dahinter gelegenen Seitenschiffe fallen tatsächlich kaum auf. Auch die im Süden befindliche Orgel ist eher zurückhaltend und betont geradezu die vor ihr liegende Beschränkung, welche einem römischen Marmorfries nachempfunden ist.


Sein Licht erhält der Raum durch die hohe Tambourkuppel, welche sich über ihm erhebt. Die sie umgebenden Medaillons, begleitet von Engelsgestalten, wirken wie ein Rahmen. Die zartgrauen Wände der Kuppel wirken verlängernd und geben ihr den Eindruck einer besonderen Größe. 


Der Altarraum versetzt die Gedanken gleich in eine der alten Basilikalkirchen Roms. Schon das marmorne Ziborium, welches den Altar umgibt und dessen Säulen in feingearbeitete Kapitelle übergehen, ist beeindruckend. Seine kompositorische Perfektion erhält er jedoch erst durch die Bemalung der Apsis. Aposteln und Evangelisten, dargestellt im historistischen Stil und auf goldenem Grund, wirken fast wie Mosaiken. Der Altar selbst, aus schlichtem, schwarzem Marmor, fällt kaum ins Auge und korrespondiert mit dem Taufbecken zu seiner linken. 


Ein zweiter Blickfang, welcher den Altar jedoch nicht verdrängt, ist die auf der rechten Seite gelegene Kanzel. Es ist wohl ihr gewaltiger Schalldeckel, welcher den Blick als erstes auf sich zieht, dann aber nach unten leitet, wo den Betrachter eine wunderbare Szene in figürlicher Darstellung erwartet. Getragen von floralen und massiven Säulen, könnte es eine antike Rednertribüne sein. Doch ein lehrender Christus holt den Gottesdienstbesucher sogleich wieder in das Christentum zurück und stellt ihm vor Augen, dass der Prediger dessen Stelle einnimmt. 

Dienstag, 29. August 2023

Marienkirche in Wittstock


Die mittelalterliche Marienkirche in Wittstock ist ein wunderbarer Bau der Backsteingotik. Um die Kirche zu betreten muss man um sie herum gehen, womit man aber bereits einen ersten Eindruck bekommt.


Unter dem Turm befindet sich ein Vorraum, in welchen die Rückseite der Orgel hinein ragt. Der Kirchenraum selbst erweckt einen hellen und weiten Eindruck und leknt den Blick unumwunden auf den Altar. Die Kronleuchter und die Holzvertäfelung der Empore, verleihen dem Raum ein gewisse Wärme.


Die barocke Kanzel, mit ihren zahlreichen figülichen Darstellungen und ihrem kuppelartigen Schalldeckel, ist ein Augenschmaus und doch unaufdringlich. Vielmehr zieht auch sie den Blick erneut hinauf in die weite des gotischen Deckengewölbes.
Der Altarraum besitzt keine runde Apsis, sondern wird von einem farbigen Fenster dominiert, vor dem der gotische Marienaltar steht und mit diesem fast zu einer Einheit verschmilzt. 


Der aus zwei Etagen bestehende Altar, zeigt unten die Krönung Mariens und oben die Gottesmutter. Zeigt der bemalte Altaraufsatz verschiedene Heiligenfiguren, so sind zwischen den Etagen die Verkündigung und der Schmerzensmann zu sehen. Keinesfalls übersehen sollte man den Tabernakel der Kirche. Er steht zur linken Seite des Altares und stammt noch aus dem Mittelalter. Seine Schlichtheit ist bemerkenswert.


Geht man im linken Seitenschiff nach Westen, findet man eine Seitenkapelle. Es ist die Taufkapelle, in welcher lediglich das Taufbecken steht. Eine ungewöhnliche Arbeit. In Holz gefasst und ungewöhnlich niedrig,  befindet sich auf dem Deckel ein Johannes der Täufer in Lebensgröße.


Das große Tor zur Kirche, das Gewölbe und das Tor zur Kirche geben der Kapelle ein warmes Ambiente. 

Montag, 28. August 2023

Stadt Wittstock/Dosse


Das kleine Städtchen Wittstock war einmal im Mittelalter die Residenzstadt des Bischofs von Havelberg. Noch zu weiten Teilen von seiner Stadtmauer umgeben, kann man sich gut vorstellen, wie klein so eine Stadt eigentlich war.
Fast geschlossen aus schönen, alten Häusern bestehend, viele von ihnen Fachwerk, ist der Marktplatz der Mittelpunkt der der Stadt.
Überragt vom gotischen Rathaus, ist es ein gepflegtes Plätzchen mit der Möglichkeit für einen Kaffee.


Unweit liegt die evangelische Marienkirche, in schöner Backsteingotik errichtet. Auch gibt es die Möglichkeit zweier schöner und gepflegter Parks.


Fazit. Wittstock ist ein lohnenswerter Zwischenstop, für den man aber kaum über eine Stunde braucht. 



Peter der Einsiedler – Eine schillernde Gestalt der Kreuzzugsbewegung.

Peter, von seinen Zeitgenosen auch „der Kleine“ genannt, war eine kleine, hagere Gestalt. Stets mit einer Mönchskutte bekleidet, besaß er ein großes Charisma und eine große Redegewalt.

Tatsächlich ist über das frühe Leben Peters nichts bekannt. Wohl aus der Gegend um Amiens stammend und als Einsiedler lebend, Seine erste Wallfahrt nach Jerusalem, die er schon vor 1095 unternahm, endete irgendwo in Kleinasien. Hier nahmen ihn die Seldschuken gefangen, folterten ihn und schickten ihn schließlich in seine Heimat zurück. Als Papst Urban II. am 27. November 1095 zum Kreuzzug aufrief, zog Peter sogleich als Kreuzzugsprediger umher. Auf einem Esel reitend, sah er sich selbst von Christus zu dieser Mission beauftragt.

Seine Predigtreise führte von Berry, die Gegend um Orleans, die Champagne, Lothringen und Aachen, hier überall predigte Peter und zahlreiche Pilger schlossen sich ihm sogleich an. Als er am 12. April 1096, einem Karsamstag, in Köln eintraf, folgten ihm um die 15.000 Menschen. Es waren jedoch nicht die vom Papst erhofften Ritter, sondern zumeist einfache Leute und ohne Kampferfahrung. Trotzdem wird Peter damit zurecht als der eigentliche Initiator des Volkskreuzzugs bezeichnet. Nachdem eine erste Gruppe bereits am Osterdienstag die Weiterreise angetreten hatte, folgte Peter mit einer zweiten Gruppe am Ende der Osterwochen. Es war ein Tross von etwa 20.000 Personen.

Ohne Zwischenfälle den Rhein und die Donau entlang reisend, ging es in Richtung Balkan. An den Judenprogromen, welche man ihm gern unterstellte, trug er keine Schuld. Sie fanden erst beim Durchzug einer dritten Gruppe statt. Doch zunehmend verlor Peter die Kontrolle über das Heer der Pilger. So kam es zu einem tätlichen Angriff auf die Stadt Semlin, wonach man jedoch nach Belgrad flüchtete und die Stadt plünderte. Am 3. Juli zog man an Nis vorbei, wofür der Stadtkommandant Verpflegung versprach. Ein Streit mit Ortsansässigen führte schließlich zum Niederbrennen einer Mühle, woraufhin der Stadtkommandant von Nis seine Truppen gegen die Kreuzfahrer führte und ein Viertel von ihnen erschlug. Die restlichen Truppen sammelten sich in Bela Palanka und erreichten am 12. Juli Sofia. Eine byzantinische Eskorte geleitete sie nun nach Konstantinopel, wo man am 1. August eintraf und bereits am 3. August über den Bosporus setzte.

Schon sehr bald verließ Peter das Kreuzfahrerheer und kehrte nach Konstantinopel zurück, wo er weitere Verpflegung organisieren wollte. Hier erfuhr er dann auch davon, dass die Seldschuken sein Heer vernichtend geschlagen und vollkommen aufgerieben habe. Nun ohne weiteren Einfluß, schloss er sich dem Heer der Normannen und Franzosen an, mit dem er dann auch das Heilige Land erreichte. So war er 1098 bei der Belagerung von Antiochia zugegen, wo er auch als Prediger erwähnt wird. Bei der Belagerung von Arqa war der Schatzmeister der Almosen und später angeblich auch der Anführer der Prozession um Jerusalem, welche dann zu ihrem Fall beigetragen habe. Jedenfalls reiste er am Ende des Jahres 1099 von Latakia nach Frankreich und begab sich nach Neufmoutier bei Huy, wo er ein Kloster nach der Regel des hl. Augustinus gründete und ihm den Namen des Heiligen Grabes gab. Die letzten Jahre seines Lebens als Prior dieses Klosters tätig, verstarber hier auch am 8. Juli 1115.

(Autor: P. Damian Hungs OT / http://www.damian-hungs.de/)

Donnerstag, 24. August 2023

Abteikirche Ottobeuren


Auch als "Schwäbischer Escorial" bezeichnet, ist die zwischen 1737 und 1766 erbaute Basilika St. Alexander und Theodor absolut beeindruckend.


Beim Betreten der Kirche imponiert sogleich ihre Weite. Der helle und lichtdurchflutete Raum zieht den Blick sogleich nach oben, wo den Betrachter herrliche Deckenmalereien erwarten.


Die Seitenkapellen der Basilika sind ungewöhnlich. Kann man doch um jeden Altar herum schreiten und in die nächste Kapelle weiter gehen.


In verschiedenen Altären sind übrigens auch die Skelette von Katakombenmärtyrern zu sehen. Eine Süddeutsche Besonderheit, welche einem liegt oder auch nicht. 


Im Hauptschiff befindet sich nicht nur eine beeindruckende Kanzel. Ihr Gegenüber befindet sich das Taufbecken, über welchem sich ein Johannes der Täufer zu sehen ist, welcher der Kanzel an Pracht und Größe in nichts nachsteht.


Der gewaltige Altarraum ist noch in seiner ursprünglichen Form zu sehen, da er nicht durch einen neuen "Volksaltar" entstellt wurde. Der ursprüngliche Volksaltar, in der Richtung "ad Orientem" liegt vor den Stufen zum Hochaltar und gliedert sich in das Gesamtensemble ein.


Der Hochaltar wird von einem wunderbaren Altarbild, welches in einen kapellenartigen Aufbau eingegliedert ist, überragt. Links und rechts befindet sich ein gewaltiges Chorgestühl, in dessen Aufbau die Chororgel integriert ist.


Die moderne Turmkapelle, im Westen der Basilika, ist einen Besuch wert und beinhaltet den Schrein des Seligen Abtes Rupert. Obwohl ohne Fenster, wirkt sie nicht beengt, sondern atmet eine Atmosphäre der Geborgenheit. 

Mittwoch, 23. August 2023

Memmingen im Allgäu


Ein Besuch in Memmingen lohnt sich auf jeden Fall. Es ist eine wunderschöne, kleine Stadt, geprägt durch Häuser aus dem 18. Jahrhundert. Nicht nur am Marktplatz gibt es schöne Gastronomien, welche zum Verweilen einladen. Aber Achtung: ab 23.00 Uhr ist alles geschlossen. 


Im Antoniermuseum, der Eintritt ist frei, gibt es einen kleinen Abriss zur Geschichte des Antoniterordens, wie auch des aus Memmingen stammende  Malers Bernhard Strigel.


Im ehemaligen Kreuzherrenkloster kann man einen wunderbaren Saal im Rokoko besichtigen, auch hier ist der Eintritt frei. Direkt daneben gibt es ein Kaffee, welches die restaurierten und ausgehalten Gewölbe des Klosters nutzt. Alleine hierfür lohnt sich bereits ein Besuch. 


In direkter Nachbarschaft befindet sich die Abtei Ottobeuren, wie auch die ehemalige Kartause Buxheim. 


Fazit. Memmingen ist ein perfekter Ort für einen Wochenendurlaub. Und mit den beiden Parkhäusern ist auch das Parken kein Problem. 

Memminger Martinskirche


Die evangelische Martinskirche und ihr 65 Meter hoher Turm zählen zu den Wahrzeichen der Stadt Memmingen. Die gotische Kirche, deren Bau 1325 begonnen und um 1500 fertiggestellt wurde, ist eine dreischiffige Basilika und war der Schauplatz der Memminger Reformation.


Noch nicht in der Kirche, empfängt denn Besucher ein eindrucksvoller Vorraum. Farbenprächtig ausgemalt, entführt er einen in eine längst vergangene Zeit und lässt schon etwas vom Inneren der Kirche erahnen. 


Schon beim Betreten beeindruckt das Gotteshaus durch seine Helligkeit. Lassen doch die weiten Fenster des Obergaden das Licht des Tages in Fülle hinein.


Sodann fallen dem Besucher die zahlreichen Fresken aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit ins Auge. Ihre Farbigkeit und Schönheit führen nicht nur zu einem Gefühl der "Heimeligkeit", trotz der Größe der Kirche, sondern vermitteln auch einen Eindruck davon, wie es hier wohl im Mittelalter ausgesehen haben mag. Denn dies war eine Zeit der Darstellung und der Farbigkeit, kahle Wände entstammen der Vorstellung der Romantik. 


Beeindruckenden ist vor allem der Chor der Kirche. Noch von den alten Chorschranken begrenzt und mit einem Boden des 18. Jahrhunderts ausgestattet, wird er von einem filigranen neugotischen Hochaltar überragt, den Grabplatten des 16. Jahrhunderts umgeben.


Absolut betrachtenswert ist das spätgotische Chorgestühl, geschaffen im Jahre 1501, welches zu den schönsten Süddeutschlands gehört. Seine Figurenschnitzereien wirken wie Momentaufnahmen aus dem Leben und seine filigranen Türmchen werden durch den Hochaltar erneut aufgegriffen. Ein Ort der Harmonie.


Links neben der gewaltigen Orgel befindet sich eine kleine Seitenkapelle. In ihrer weitgehend erhaltenen Ausmalung sollte man sie auf keinen Fall übersehen. 


Nicht zu übersehen ist die barocke Kanzel der Kirche, welche sich nicht nur harmonisch in das Gesamtbild der Kirche integriert, sondern auch ein wunderbares Zeitzeugnis ist. Auf der Rückseite befindet sich ihr Aufgang, der für sich schon sehenswert ist.

Montag, 21. August 2023

Der Zeremonienmeister des Papstes

Wann das Amt eines Zeremoniars für den Papst ins Leben trat wissen wir nicht. Wir können aber davon ausgehen, dass es schon in der Spätantike auftrat. Nachdem Papst Pius IV. im Jahre 1563 die Pflichten und Rechte des Zeremonars eindeutig geregelt hatte, schuf Papst Sixtus V. 1588 die Kongregation für die heiligen Riten und Zeremonien. Heute nennt sich diese 'Amt für die liturgischen Feiern des Papstes'. Seit 1970 zählt das Amt acht ständige Zeremoniar. Diese sind nicht nur für den Papst zuständig, sondern auch für alle ihm zugeordneten Liturgien. Wenn also ein Legat entsandt wird, ist einer der Zeremoniare des Amtes für die entsprechenden Gottesdienste zuständig.

Von den unscheinbaren Personen neben dem Papst haben es drei zu einem gewissen Kultstatus gebracht, nämlich Enrico Dante, Piero Marini und Guido Marini. Ein weiterer hat es durch sein Tagebuch in die Geschichte geschafft, nämlich Johannes Burckardus. Er war der Zeremoniar Papst Alexander VI. und hat den Tratsch seiner Zeit der Nachwelt überliefert. Doch wer waren diese Männer?

Beginnen wir mit Enrico Dante. Er wurde 1884 in Rom geboren und wurde 1914 in das Kollegium der Zeremoniare berufen, deren Leiter er dann von 1954 bis 1967 war. Papst Johannes XXIII. ernannte ihn 1962 zum Titularbischof von Capresia und 1965 zum Kardinal. Verstorben ist er 1967 in Rom.

Piero Marini wurde 1942 unweit von Pavia geboren und arbeitete nach 1965 mit Annibale Bugnini, damals der Zeremoniar von Papst Paul VI., an der Durchführung der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils. Er gehört damit, in einem gewissen Sinne, zu den Vätern des 'Novo Ordo'. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1987 zum Leiter des Amtes für die liturgischen Feiern des Papstes und machte ihn 1998 zum Titularbischof von Martirano. Papst Benedikt XVI. Versetzte ihn dann 2007 in das Amt eines Präsidenten des Komitees für die Eucharistischen Weltkongresse. Die von ihm vorbereiteten Papstgottesdienste galten vielen als „Brodwayhaft“, doch passten sie zu Papst Johannes Paul II. und seiner Zeit.

Sein Nachfolger wurde 2007 Guido Marini, der 1965 in Genua geboren wurde und 1989 zum Doktor des Staats- und Kirchenrechtes promovierte. In seiner Heimatdiözese stets Sekretär der verschiedenen Erzbischöfe, in der diözesanen Verwaltung und der Priesterausbildung tätig, ernannte ihn Papst Franziskus 2021 zum Diözesanbischof von Tortona. Der konservative Guido Marini reduzierte die päpstlichen Liturgien wieder sehr stark auf das Wesentliche und konnte hierbei immer wieder das Gefühl eines religiösen Erlebens wecken.

(Autor: P. Damian Hungs OT / www.damian-hungs.de)

Montag, 14. August 2023

Der Deutschordensbischof Kristan von Mülhausen.

Möglicherweise um 1240 geboren stammte Kristan, heute würden wir ihn Christian nennen, wohl aus einem in oder bei Mühlhausen ansessigen Ministerialengeschlecht. Erstmals begegnen wir ihm als Bruder des Deutschen Ordens in Mühlhausen, wo er 1271 als Zeuge in einer Urkunde bezeugt ist. Schon ein Jahr später finden wir ihn als Pfarrer der dortigen Kirche St. Blasius und als Komtur der Altstadt-Kommende. Es gab zur gleichen Zeit noch eine weitere in der Mühlhausener Neustadt. Bereits 1276 ernannte ihn Papst Gregor X. zum Bischof von Samland (Sambia) in Preußen. Vorher hatte der Papst den Bischof von Merseburg beauftragt, einen geeigneten Priester aus den Reihen des Deutschen Ordens, für dieses Amt zu finden. Kristan wurde dann auch durch Friedrich von Torgau, der ihn als Bischof vorgeschlagen hatte, zum Bischof geweiht. Doch bevor Kristan von seinem Bistum Besitz ergreifen konnte, musste noch der Gegenbischof Hermann von Köln bewältigt werden, was jedoch ohne große Probleme geschah. Beider Wege haben sich übrigens noch mehrfach gekreuzt, was sicher interessante Begegnungen waren. Jedenfalls reiste Kristan schon kurz nach seiner Bischofsweihe nach Preußen, wo er bereits am E.nde des Jahres 1276 eingetroffen ist. Doch regelte er hier nur die wichtigsten Dinge. War das Bistum doch faktisch noch nicht vorhanden und musste erst noch den Händen der heidnischen Pruzzen entrissen werden. So war er schon ein Jahr später als Weihbischof des Erzbischofs von Mainz unterwegs. Vorher hatte er jedoch noch Besitzungen in Preußen gegen Besitzungen in der Nähe von Gotha eingetauscht, welche seinen Lebensunterhalt sichern sollten.Im Dunstkreis der Landgrafen von Thüringen schweben, die wohl auch nicht ohne Einfluß auf seine Ernennung waren, wurde er 1281 während einer derer Familienfehden auf Burg Schlotheim gefangengesetzt. Erst die Zahlung von 300 Mark, heute etwa 137.000 €, wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Summe brachte er übrigens aus seinem Privatvermögen auf, was seinen Wohlstand, neben sonstigen Stiftungen, gut belegt. 1284 machte er sich nach Königsberg auf, wo er 1285 ein Domkapitel stiftete. Doch lebte von den genannten Domherren nur einer in Preußen, was schon bald zu einem Eingehen des Kapitels führte. Wichtig war jedoch die Stiftung desselben, da es damit zu einer juristischen Absicherung des neuen Bistums kam. Juristisch gut gehandelt, brachte ihm die gescheirte Stiftung im Reich einigen Spott ein. Musste er doch noch ein weiteres Domkapitel gründen, wofür er ebenfalls nach Preußen gereist war. Hierbei tauchten illustre Namen auf. Diese Zeugen zwar von den weitreichende Verbindungen Kristans, doch musste er diesen Leuten wohl eher für die Annahme dieser erbärmlichen Pfründe dankbar sein. Ein drittes Domkapitel, welches er dann von Mühlhausen aus gründete, sollte dann endlich gelingen. Überhaupt war Mühlhausen, wie auch Erfurt, auch seine bevorzugte Residenz. So verstarb er dann auch am 2. September 1295 in Mühlhausen und wurde in der Kommendenkirche St. Blasien beigesetzt. Hier ist sein Grabmal bis auf den heutigen Tag zu sehen.

(Autor: P. Damian Hungs OT / www.damian-hungs.de)

Sonntag, 13. August 2023

Hochmeister Robert Schälzky

Robert Schälzky wurde am 13. August 1882 in Braunseifen geboren. Mit 20 Jahren trat er nach dem Abitur in den Deutschen Ritterorden ein. Sein Onkel, der spätere Bischof und Hochmeister, Norbert Klein, war zu diesem Zeitpunkt Stadtkaplan in Troppau. Nach Studien in Brixen erfolgte am 15. September 1906 die feierliche Profess in Troppau und am 29. Juni des darauffolgenden Jahres die Priesterweihe im Dom zu Brixen. Stets sehr politisch interessiert und engagiert, gehörte er 1918 zu den Gründungs- und Vorstandsmitgliedern der „Deutschen Christlichen Volkspartei“, deren Landesobmann er wurde. Von 1920-1925 war er als Abgeordneter im Prager Parlament und hat sich hier vor allem sozialpolitisch betätigt. Nachdem der Heilige Stuhl die parlamentarische Betätigung von Ordenspriestern untersagt hatte, musste er seine Funktionen schweren Herzens aufgeben. Durch Vorträge erreicht er aber noch immer viele Menschen und ist außerordentlich umtriebig. Im Dezember 1929 wurde der Dechant in Freudenthal, der Residenz seines hochmeisterlichen Onkels. Das Generalkapitel wählt ihn im Jahr 1932 zu einem der Generalräte des Ordens, bereits seit 1930 ist er Generalökonom.


Als er 1936 Hochmeister wurde, war der Aufstieg des Nationalsozialismus nicht mehr aufzuhalten. Nach dem sogenannten „Anschluss Österreichs“ wurde der Orden am 1. September 1938 in Österreich und schließlich am 27. Februar 1939 auch in der Tschechoslowakei aufgelöst und enteignet, wogegen alle Bemühungen des Hochmeisters nichts halfen. Die hochmeisterliche Residenz musste er verlassen, wurde zwischenzeitlich in einem Forsthaus untergebracht und übersiedelte schließlich in den Konvent in Troppau. Er litt darunter, die ihm anvertraute Gemeinschaft nicht führen zu können. Das Kriegsende erlebte er in Langendorf. Unmittelbar nach der Kapitulation Deutschlands begann der Hochmeister um die Rückübertragung der enteigneten Besitzungen zu kämpfen und die Situation der Brüder und Schwestern zu erleichtern, zu einem geordneten, wenn man so will „normalen“ Ordensleben zurückzukehren, erschwert durch die neuen Machthaber, die ihn zeitweise sogar inhaftierten. Gesundheitlich schon sehr angeschlagen teilt er das Los der Vertreibung, das so viele Brüder und Schwestern traf. Unter ärmlichsten Bedingungen versuchte er den Orden von Wien aus zu leiten. Während einer Visitation starb er am 26. Januar 1948 am Ende seiner Kräfte in Lana und wurde dort beigesetzt.

(Von der HP des Hochmeisters)

siehe auch: Kristan von Mülhausen

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Freitag, 11. August 2023

Inside Köln: Der drüje Pitter


Der auf der Südseite des Domes befindliche Petrusbrunnen (Roncalliplatz) wird von den Kölnern auch gern als "Drüje Pitter" (Trockener Peter) bezeichnet.

Das Geschenk der Königin Augusta von Preußen wurde im Mai 1870 vor dem Chor des Domes aufgestellt. Leider schaffte es die Stadt erst nicht den Brunnen mit Wasser zu versorgen, da es keine Leitungen gab und auch später kam es angeblich nicht über ein tröpfeln hinaus. 1960 schließlich abgebaut und zwischen Domchor und Sakristei aufgebaut, kam er 2010 an seine heutige Stelle. Diesmal hat der neugotische Brunnen sogar einen Wasseranschluss.

Link: www. damian-hungs.de / Inside Köln

Donnerstag, 10. August 2023

Inside Köln: Offenbachplatz


Warum heißt der Platz an der Kölner Oper eigentlich nach einer Stadt und nicht nach einem Komponisten?

Nun, hier kann ich dich beruhigen. Offenbach ist der Name eines aus Köln stammenden Komponisten, dessen Name weitgehend vergessen, seine Musik aber teilweise in allen Ohren ist.

Jakob Offenbach wurde am 20. Juni 1819 als Sohn jüdischer Eltern in Köln geboren. Seit 1833 in Paris lebend, er nannte sich jetzt Jacques, komponierte er unter anderem den berühmten Cancan. Er verstarb am 5. Oktober 1880 in Paris und gilt heute als Erfinder der Operette.


Link: http://www.damian-hungs.de/ / Inside Köln


Mittwoch, 9. August 2023

Bilshausen - Eine fast vergessene Kommende.


Fast vergessen und kaum einmal genannt, gab es in dem kleinen Dorf Bilshausen ein Kommende der Ballei Thüringen des Deutschen Ordens. 

Sie wurde im Jahr 1242 begründet, nachdem Markgraf Heinrich von Meissen dem Deutschen Orden die hiesige Marienkirche und umfangreiche Besitzungen schenkte. Nachdem wir bereits 1266 einen ersten Komtur finden, wurde die Kommende 1318 nach Göttingen verlegt und die Gebäude an die Herren von Plesse verkauft.

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Montag, 7. August 2023

Papst Hadrian VI.

Adriaen Floriszoon Boeyens wurde am 2. März 1459 in Utrecht geboren. Sein Vater war der Schiffszimmermann Floris Boeyenszoon Dedel, der Name seiner Mutter war Geertruid, welche aus einer wohlhabenden Familie stammte. Geboren wurde er im Haus seines Großvaters Balduin.

Nachdem sein Vater 1469 verstorben war, gab ihn seine Mutter in das Kloster der Brüder vom gemeinsamen Leben in Zwolle. Hier fand er nicht nur seine erste wissenschaftliche Prägung, sondern wurde auch durch die Spiritualität der Devotia Moderna geprägt.

Seit 1476 studierte er an der Universität zu Löwen Philosophie, worin er 1478 einen Magister erwarb und anschließend das Studium der Theologie und des Kirchenrechts begann. 1490 erwarb er in der Theologie sein Lizenziat und ein Jahr später seinen Doktor. Weitere Interessen hatte Adriaen im Bereich der Mathematik.

Seit 1488 Vorlesungen in Philosophie haltend, wurde er am 30. Juni 1490 in Löwen zum Priester geweiht, er war Pfarrer des großen Beginenhofs in Löwen, wurde er 1493 Professor der Universität Löwen. An dieser war er auch von 1493 bis 1501 als Kanzler und 1493/94, wie auch 1501/02, als Rektor tätig. In dieser Zeit bemühte er sich auch um die Errichtung eines Theologenkonviktes. Auch war er ein regelmäßiger Predige, dem man jedoch einen trockenen Stil nachsagte.

Der gelehrte Mann, der auch Propst in Utrecht und Lüttich, wie auch Kanoniker in Antwerpen und Anderlecht war, war ein gesuchter Ratgeber und Gutachter. Margarethe von Österreich zog ihn 1509 als Berater an ihren Hof in Brüssel und Kaiser Maximilian machte ihn zum Lehrer seines Enkels, des späteren Kaisers Karl V., welchen er vor allem in den klassischen Sprachen unterrichtete.

Der gütige und pedantische Lehrer wurde 1516 nach Spanien gesandt, wo er den Herrschaftsantritt Karls als König vorbereitete und als dessen Ratgeber verblieb. Am 18. August 1516 zum Bischof von Tortosa ernannt, spendete ihm Diego de Ribera, Bischof von Segovia, noch im gleichen Jahr die Bischofsweihe. Seit November 1516 Generalinquisitor für Aragon und Navarra, übernahm er dieses Amt 1518 auch für Leon und Kastilien, wo er bereits Gouverneur war. Gemeinsam mit Kardinal Jimenez de Cisneros war er Statthalter für den abwesenden König. Als Cisneros 1517 verstarb, übte er dieses Amt alleine aus. Wie als Lehrer, so war er auch in seinen Staatsämter gewissenhaft und pedantisch, aber nicht besonders geschickt.

Papst Leo X. erhob ihn am 1. Juli 1517 zum Kardinal und machte ihn am 16. Juli 1517 zum Kardinalpriester von Ss. Giovanni e Paolo.


Obwohl er nicht an der Papstwahl teilnahm, wählten ihn die Kardinäle am 9. Januar 1522 zum Nachfolger von Papst Leo X. Obwohl er nicht der Wunschkandidat des Kaisers war, reisten einige Kardinäle nun nach Spanien und überbrachten ihm die Nachricht von seiner Papstwahl, die er am 8. März 1522 annahm. Am 25. August 1522 betrat er erstmals in Civitaveccia den Boden Italiens und wurde am 31. August 1522 gekrönt. Auch als Papst behielt er seinen Taufnahmen bei.

Die päpstliche Hofhaltung waren dem frommen und bescheidenen Hadrian VI. zutiefst zuwider und er begann sogleich mit ersten Reformen. Sein integrer Lebenswandel, seine Gelehrsamkeit und seine tiefe Frömmigkeit führten bald zu Spott.

Am 5. August 1523 erkrankte der Papst ernstlich an einem Fieber, dem er am 14. September 1523, um 14.00 Uhr, erlag.


Über das Leben des Papstes heißt es, dass er lange vor Tagesanbruch aufstehe um zu beten und dann wieder bis zum Morgengrauen zu Bett gehe. Nun zelebrierte er die Hl. Messe, wohnte der Hl. Messe seines Kaplans und widmete sich mehrere Stunden dem Gebet. Nach wenigen Audienzen widmet er sich dem Studium, wobei er sich noch die Zeit für einen Mittagsschlaf nahm. Hinter seinem Schlafzimmer befand sich ein Studierzimmer voller Bücher, in welchem er auch seine Audienzen abhielt. Seine alte Haushälterin, die aus den Niederlanden stammte, kochte für ihn und versorgte seinen Haushalt. Täglich gab er dem Hofmeister einen Dukaten aus seinem Privatvermögen, von welchem er das Essen für den kommenden Tag kaufen sollte. Zumeist nahm er Kalb- oder Rindfleisch, Hühnchen oder eine einfache Fischsuppe zu sich.

siehe auch: Eine Ordensschwester war der erste Doktor der Informatik 

(Autor: P. Damian Hungs OT / www.damian-hungs.de)

Sonntag, 6. August 2023

Liebfrauenkirche in Tienen


Direkt am Grote Markt in Tienen liegt die Onze-Liewe-Vrouwen-ten-Poelkerk. Die gotische Kirche aus dem 13. Jahrhundert ist ein imposanter Bau und wird von einem mächtigen Turm mit kunstvollem Dachwerk überragt.


Tritt man in die Kirche ein, bemerkt man sogleich ihr angenehme Atmosphäre. Mehr breit wie tief, sind entlang der Außenwände der Seitenschiffe kunstvolle Beichtstühle aus dunklem Holz, welche sich lohnen betrachtet zu werden. In diesem Holz ist auch die Orgel über dem Hauptportal.


Der Chor der Kirche ist von warmem Licht durchflutet und der barocke Hochaltar ein Blickfang. Bemerkenswert ist hier auch der Volksaltar, der sich perfekt in das Ensemble einfügt.


Im Osten des linken Seitenschiffes befindet sich der Herz-Jesu Altar. Empfehlen möchte ich aber die Heilige Familie, links davon, die eine wirklich ungewöhnliche Darstellung ist. Josef hobelt, Maria spinnt und der kleine Jesus bastelt sich sein Kreuzchen.


Auf der Westseite des gleichen Seitenschiffes stehen einige Vitrinen mit Pretiosen der Kirche zur Besichtigung.


Der Osten des gegenüberliegenden (rechten) Seitenschiffes ist leider abgesperrt, da in einem schlechten baulichen Zustand, doch im Westen dessen befindet sich ein ungewöhnlicher Barockaltar, welcher eine geschnitzte Gottesmutter auf einer Wolke zeigt.



Köln im Krieg und danach. - Keine Trümmerfrauen.

Immer wieder wird von den Trümmerfrauen in der direkten Nachkriegszeit berichtet. Doch die gab es tatsächlich nur in Berlin. Klar. Im Schutt...